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Freitag, 26. März 2010

Steuerschock

In dieser Woche habe ich meine Steuererklärung für 2009 zugeschickt bekommen. Alles schön vorausgefüllt, wie in Schweden üblich. Muss man quasi nur noch abnicken, z.B. via Internet, SM. Beim Endbetrag musste ich mich erstmal hinsetzen. Ich soll über 2000 Euro Steuern zurückzahlen! Nach genauem Durchsehen musste ich leider feststellen, dass ich einen Fehler gemacht habe und jeden Monat 2009 zu wenig Steuern bezahlt habe.

Das Ganze geht auf einen monatlichen Freibetrag zurück, den man beantragen kann, wenn man einen Kredit zu laufen hat. Wenn ich nicht voll daneben liege, war es das Formular SKV 4302 welches ich ausgefüllt habe. Dort gibt es einen Punkt "Utgiftsräntor", wo man seine jährlichen Zinsausgaben für Kredite eintragen kann. Ein Teil der Zinsen, 30% glaube ich, werden vom steuerpflichtigen Einkommen abgezogen. Für diesen Teil muss man also keine Steuern bezahlen. Wenn man das Formular nicht ausfüllt, bekommt man mit der jährlichen Einkommenssteuerabrechnung Geld zurückerstattet, da die Banken die Zinsdaten automatisch an das schwedische Finanzamt übermitteln. Jedenfalls hatte ich das Formular ausgefüllt, weil ich lieber jeden Monat weniger Steuern zahlen wollte, als einmal im Jahr eine Erstattung zu bekommen.

Den Utgiftsräntor Wert kann man im Vorraus logischerweise nur schätzen, wenn man einen Kredit mit flexiblen Zinsen hat. Aus irgendeinem Grund habe ich beim Schätzen, den kompletten monatlichen Zahlbetrag für die Bank aufsummiert, also inklusive der Kreditrückzahlung (Armortisierung). Eigentlich darf man aber nur die Zinsen aufrechnen. Ich hatte damals 70.000 SEK für 2009 angegeben, in Wirklichkeit aber nur 27.000 SEK bezahlt. Für den Differenzbetrag muss ich nun fett Steuern zurückzahlen.

Was ich auch noch nicht wusste, ist das sogar die Zinsen für Keditkartenabrechnungen zur Utgiftsräntor aufaddiert werden. Bekomme ich eine Kreditkartenrechnung und bezahle nur einen Teil davon zurück, fallen im nächsten Monat Zinsen für mich an. Davon sind also auch 30% steuerfrei. Positiv überrascht war ich auch im Bezug auf Grundsteuer. In Schweden ist es so geregelt, dass derjenige der am 1.Januar Eigentümer eines Hauses/Immobilie war, die komplette Steuer fürs Jahr bezahlen muss. Da wir erst Ende Februar eingezogen sind, muss ich für 2009 nichts bezahlen. Immerhin rund 600 Euro Ersparnis.

Auf jeden Fall habe ich mir nun proaktiv den oben beschriebenen Freibetrag streichen lassen, um nächstes Jahr nicht noch einmal die gleiche "Überraschung" zu erleben.

Fies ist die Regelung für den Arbeitsweg. Man darf Kosten für die Fahrt zwischen Wohnung und Arbeit nur ansetzen, wenn 9.000 SEK überschritten werden. Mein SL-Monatsticket kostet 690 x 12 = 8280 SEK, uff. Ausserdem könnte mir das Skatteverket auch unterstellen, dass ich das Ticket auch privat nutze - was eher selten vorkommt. Ich frage mich also, ob es Sinn macht sich die teureren SL-Streifen mit 16 Fahrten pro Streifen zu holen. Dann würde man über 9.000 SEK kommen und könnte anhand der Stempel genau die Fahrten zwischen Arbeit und Wohnung belegen.

Die totale Black-Box ist für mich der Punkt "Husarbete". Klar ist, dass man dort Arbeitskosten für von Firmen ausgeführte Arbeiten ansetzen kann - Stichwort ROT-Avdrag. Kann man auch selbst ausgeführte Arbeiten absetzen? Wir haben beispielsweise das Bad gefliesst und eine Tvättstuga gebaut. Nach meinem aktuellen Wissenstand kann man diese Kosten nicht bei Husarbete angeben, sondern damit beim Verkauf des Hauses den eventuellen Gewinn schmälern - der ja auch steuerpflichtig ist.

5 Kommentare:

  1. Das mit der Steuernachzahlung ist sicherlich nicht schön. Umso schöner jedoch finde ich diesen Blog. Sehr interessant geschrieben - ganz großes Lob!

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  2. ich denke, dass man bei den hausarbeiten nur die arbeitskosten von arbeitern absetzen kann, nicht aber materialkosten und/oder was man selbst gearbeitet hat.
    weisst du, wie man die arbeitsfahrten abrechnen kann? schickt man die sl-karten ein?
    gruesse
    eni

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  3. Das kannst du wie gesagt nur machen, wenn Du über 9.000 SEK im Jahr kommst und Dein Arbeitplatz mindestens 2 km von Zuhause weg ist. Falls das zutrifft, trägst du den Betrag einfach im entsprechenden Feld ein (Name vergessen) und schickst es weg. Die melden sich dann schon falls sie Belege sehen wollen. Habe übrigens noch das gefunden. Den Satz "Du får avdrag med kostnaden för det billigaste färdsättet." würde ich so deuten, dass einem SL-Streifen nicht anerkannt werden, da die Monatskarte eindeutig billiger ist.

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  4. Sehr schön, ich habe gerade festgestellt, dass man für die Steuerrückzahlung mindestens bis November Zeit hat, je nachdem wann man den finalen Steuerbescheid erhält.

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  5. Beim Durchlesen hatte ich den Eindruck eines sehr "deutschen" Steuerblicks, d.h. "wo kann ich am besten was absetzen?". Das schwedische Steuersystem ist anscheinend bewusst so aufgebaut, dass man eben nicht viel absetzen kann, um nicht so einen unendlichen Aufwand wie in Deutschland zu betreiben.

    Zur Monatskarte würde ich übrigens raten, stattdessen Saisonkarten zu verwenden. Die sind billiger und werden je nach Kaufart auch ersetzt. Wenn man es schon nicht absetzen kann, spart man wenigstens da etwas. Ab Herbst wird die Saisonkarte durch eine 90-Tage-Karte ersetzt.

    Meines Wissens werden Kredite voll einkommensmindernd angerechnet, weswegen ja das Schuldenmachen beim Wohnungskauf so attraktiv ist.

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