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Freitag, 21. Dezember 2012

Neuer Ausweis

In diesem Monat ist es genau 5 Jahre her, seit wir in Schweden Fuß gefasst haben. Daran wurde ich wieder erinnert, nachdem ich gesehen habe, dass mein Ausweis abläuft. In den letzten fünf Jahren hat sich in Schweden zum Glück einiges verändert, wenn es um den Personalausweis geht. Als wir Ende 2007 hier ankamen, gab es kein einheitliches und offizielles System für Personalausweise. Hauptsächlich waren es die Banken, die an ihre Kunden sogenannte ID-Karten vergeben haben. Das war für uns damals problematisch, da es als Neuankömmling schwer war ein Konto zu eröffnen. Die Swedbank wollte uns nicht. Wir sind dann erstmal bei der SEB gelandet. Damals konnten wir natürlich noch überhaupt kein Schwedisch. Die Frage nach dem Ausweis bei der SEB war dann auch so eine 50/50 Sache. Da die Bank an den ID-Karten gar nichts verdient, ist es öfters vorgekommen, dass man vom Bankberater mit einer Ausrede wieder nach Hause geschickt wurde. Irgendwie hatten wir aber damals durch Zufall jemand in einem deutschsprachigen Forum kennengelernt, die sich mit uns in der SEB Filiale am Karlaplan treffen wollte um als Dolmetscher zu fungieren. Mit ihrer Hilfe ging das auch prima über die Bühne und mein erster schwedischer Ausweis in Auftrag.

Den Ausweis benötigt man in Schweden relativ oft. Wenn man bei Post etwas abholen will, wenn man einen Vertrag unterschreibt, usw. Einfach immer dann wenn die eigene Identität überprüft werden soll. Auf der „Identitetskort „ steht nämlich auch immer die schwedische Personennummer mit drauf.

Nach einigen Jahren Grauzone wurde vom schwedischen Staat dann endlich eine offizielle Identitetskort eingeführt. Diese Karte kann von jedem beantragt werden, der eine Personennummer besitzt - welche in sich wieder Aufenthaltsgenehmigung oder Aufenthaltsrecht voraussetzt. Die ganze Geschichte läuft dann über das schwedische Finanzamt (Skatteverket). Deren Hauptsitz in Stockholm in der Magnus Ladulåsgatan habe ich selbst schon etliche Male wegen verschiedener Dinge aufgesucht. Was ich noch nicht wusste, um die Ausweise kümmert sich eine extra Abteilung mit separatem Eingang. Dieser befindet sich Södermalmsallén Ecke Västgötagatan. Bevor man dort hin geht, muss eine Anmeldegebühr in Höhe von 400,- SEK überwiesen werden. Die Bezahlung der Anmeldegebühr kann nur per Überweisung erfolgen. Vor Ort bezahlen geht nicht. Als Verwendungszweck gebt ihr bei der Überweisung auf das schwedische Konto des Finanzamts eure Personennummer an. Zum Nachweis müsst ihr einen Überweisungsbeleg ausdrucken und mitnehmen, wenn ihr einige Tage später zum Finanzamt geht. In der Regel sollte man 1-2 Banktage warten bevor man dort auftaucht, damit der Geldeingang sichtbar ist. Außerdem muss man einen Identitätsnachweis mitnehmen. Das kann ein deutscher Reisepass, deutscher Personalausweis, oder eben in meinem Fall mein alter schwedischer Ausweis sein.

Im Finanzamt angekommen, zieht ihr zunächst (wie in Schweden üblich) eine Nummer und wartet. Dann werdet ihr gemessen und Fotos von euch gemacht. Dummerweise hatte ich vorher selbst Passfotos machen lassen, da man vor kurzem selbst noch Bilder mitbringen musste. An vielen Fotoläden in Stockholm steht außerdem noch als Reklame dran: „Hier Bilder für den Ausweis“. Alles Nepp, die Fotos werden beim Beantragen gemacht. Nachdem der Antrag fertig ist und ihr digital unterschrieben habt, heißt es nach Hause gehen und warten. Nach zirka einer Woche bekommt man dann ein Schreiben vom Skatteverket. Dort steht dann sinngemäß so was drin wie „in fünf Tagen nach Erhalt dieses Briefes kannst du deinen Ausweis abholen“.

Die neue schwedische Identitätskarte beinhaltet sogar einen Chip, der zur Legitimation im Internet benutzt werden kann. Dieser Dienst heißt in Schweden e-legitimation und wird von vielen schwedischen Banken benutzt. Für den digitalen Dienst e-legitimation arbeitet das Finanzamt mit dem schwedischen Telekommunikationsunternehmen Telia zusammen. Von Telia bekommt man auch einen Brief zugeschickt, der einige PIN Codes zur e-legitimation enthält. Alles was man dann noch braucht ist ein elektronischer Kartenleser den man an den PC anschließt. Unterstützt werden die Modelle Gemalto PC USB TR Reader und Omnikey Cardman 3121. Ich habe mir bei Amazon in Deutschland den Omnikey Cardman 3121 bestellt, und deutlich weniger für das Gerät bezahlt als hier in Schweden. Allerdings habe ich bisher weder e-legitimation noch den Cardreader ausprobiert. Ich halte euch auf dem Laufenden. Ich benötige e-legitimation zum Zugriff auf mein Sparkonto bei der SBAB - die Bank mit der wir unser Reihenhaus finanzieren.

Montag, 17. Dezember 2012

Krank in Skandinavien

Nach fünf Jahren Skandinavien scheint mein Körper nun “endlich” auch im Norden angekommen zu sein. Meine sommerliche Gräser-Allergie war schon in den letzten beiden Jahren wieder deutlich zu merken, nachdem sie in den ersten Jahren so gut wie verschwunden war. Diesen Monat hat uns dann auch zum ersten Mal die Vinterkräksjukan erwischt. Das ist eine „Winterkrankheit“ die in Schweden zwischen November und April sehr häufig vorkommt. Bei uns im Büro waren viele Leute davon betroffen. Die Vinterkräksjukan ist super ansteckend und kann durch zwei Viren (Novovirus oder Sapovirus) übertragen werden. Zur Ansteckung reicht bereits indirekter Kontakt mit jemandem der infiziert ist. Also zum Beispiel wenn man etwas anfässt, das derjenige in der Hand hatte.

Angefangen hat alles in der Nacht zum Sonntag vor zwei Wochen. Man muss sich oft übergeben und bekommt Durchfall. Dazu kam bei mir noch 39 Fieber. Nadine und ich waren natürlich gleichzeitig krank. Lässt sich bei der Vinterkräksjukan irgendwie nicht vermeiden wenn man zusammen wohnt. Am ersten Tag der Krankheit will man irgendwie überhaupt nichts essen weil einem total übel ist. So in der Mitte des zweiten Tages hat bei mir der Appetit wieder eingesetzt. Bis einschließlich Mittwoch war ich krank zuhause. Leider ist es in Schweden ja immer noch so, dass man am ersten Krankheitstag kein Gehalt bekommt. Das ist dann der sogenannte Karenztag. An den folgenden Tagen bekommt man dann 80% des normalen Lohns vom Arbeitgeber, über einen Zeitraum von maximal 2 Wochen. Wenn man in dieser Zeit wieder arbeiten geht und dann innerhalb von 5 Tagen wieder krank wird, dann zählt das Folgeerkrankung - ohne weiteren Karenztag.

Nach Ablauf von 14 Tagen springt dann die Krankenkasse für den Arbeitgeber ein (Försäkringskassa). Von der erhält man dann etwas das sich Sjukpenning (Krankengeld) nennt. Die Berechnung vom Sjukpenning ist etwas komisch. Man erhält 80 Prozent von 97 Prozent seines Lohns, maximal allerdings 702 SEK pro Tag für jeden Wochentag. In der Praxis ist es allerdings oft so, dass der Arbeitgeber dann noch einen kleinen Betrag zum Sjukpenning dazusteuert. In den beiden schwedischen Firmen, in denen ich bisher gearbeitet habe, wurde so viel zum Sjukpenning dazugegeben, dass man auf 90% seines Lohns kam.

In Norwegen ist das alles deutlich arbeitnehmerfreundlicher geregelt. Man bekommt im Krankheitsfall das volle Gehalt bezahlt. Man kann sich 4 Mal im Jahr und jeweils maximal 3 Tage lang krank melden ohne zum Arzt zu gehen (Egenmelding). Nach 3 Tagen, oder wenn man schon mehr als 4 Mal im Jahr krank war, braucht man ein ärztliches Attest. Der norwegische Arbeitgeber zahlt für seinen kranken Angestellten in den ersten 16 Tagen. Danach übernimmt wie in Schweden die Krankenkasse und zahlt bis zu einem Jahr das volle Gehalt. Allerdings ist das „volle Gehalt“ auch in Norwegen gedeckelt. Man hat einen Maximalanspruch auf den sechsfachen Grundbetrag im „Folketrygden“. Der Grundbetrag lag 2012 bei 6.843,50 NOK im Monat. Nach Adam Riese erhält man also höchstens 41.061 NOK vor Steuern im Monat. Ein schönes Beispiel für das Gleichheitsprinzip der skandinavischen Gesellschaften. Wer mehr verdient, muss mehr abgeben. Alle anderen bekommen ihr volles Gehalt. Auf der anderen Seite habe ich erlebt wie das norwegische System ausgenutzt wird. Ich denke in Schweden bleibt man nur zuhause, wenn man wirklich krank ist. Wie dem auch sei, ich hoffe die Vinterkräksjukan geht an euch vorbei.

Dienstag, 27. November 2012

Der schärfste Hotdog der Welt


Wie in den meisten schwedischen IT-Firmen gibt es bei uns auch das “Fredagsöl”. Man trifft sich Freitags nach der Arbeit in der Küche und trinkt zusammen Bier (auf Kosten der Firma versteht sich). Da wir so viele Leute sind, machen wir das aber nur einmal im Monat. Jedenfalls wurde ich letztes Mal mit einer Attraktion der anderen Art in Stockholm bekannt gemacht. Mehrere Kollegen erzählten mir von einer Hotdog Challenge, die ab und an stattfindet. In den Nächten zu Samstag und Sonntag steht in Gamla Stan nämlich ein Hot Dog Stand, an dem der schärfste Hotdog der Welt verkauft wird. Der Stand heißt Helldog Hot Dog und befindet sich direkt neben dem Restaurant und Nachtklub Engelen am Eingang nach Gamla Stan. Eine prima Idee falls jemand mal einen Junggesellenabschied in Stockholm plant.

Das Objekt der Begierde nennt sich bezeichnenderweise Harakiri Wurst. Ich muss dazu sagen, dass ich den Harakiri Hot Dog selbst noch nicht gegessen habe und auch nie essen werde. Glücklicherweise kann ich es auf meine nicht mehr vorhandene Galle schieben. Ohne die soll man nämlich scharfes Essen vermeiden. Alle meine Informationen stammen also aus Erzählungen und Videos. Bevor man sich den Harakiri Hot Dog reinpfeift, muss man zunächst ein Erklärung zum Haftungsausschluss unterschreiben. Damit könnt ihr den Verkäufer also nicht mehr auf Schadensersatz verklagen falls euch beispielsweise der Magen ausgepumpt werden muss (weil ihr keine Galle mehr habt). Der Hotdog selbst wird nur mit Handschuhen verzehrt. Spätestens jetzt sollten die Alarmglocken aber abgehen. Wie kann man bitte etwas essen, das man nicht unbedingt an die Finger kriegen sollte. Die Handschuhe sind als Vorsichtsmaßnahme gedacht, falls man sich danach anfängt in den Augen zu reiben.

Seine Schärfe bezieht der Harakiri Hot Dog hauptsächlich aus der extra produzierten Wurst, für deren Herstellung unterschiedliche Extrakte und Chilli verarbeitet werden. Die Schärfe der verarbeiteten Zutaten liegt zwischen 1.000.000 und 2.900.000 Scoville. Das entspricht einer mit Pfefferspray vergleichbaren Schärfe. Wer den Hotdog innerhalb von 90 Sekunden verputzt, erhält sogar ein T-Shirt zur Erinnerung. Natürlich halten nur wenige Teilnehmer durch. Für alles weitere schaut euch einfach die beiden Videos an. Im ersten Video testet Håkan die Harakiri Korv. Håkan ist normalerweise Barkeeper auf der Cinderella, wurde aber durch das schwedische Fernsehen bekannt. Er hat in zwei Reality Serien mitgespielt - Färjan und Håkans Bar. Im zweiten Video wird die Harakiri Wurst von einigen Teilnehmern in 90 Sekunden verspachtelt.



Dienstag, 20. November 2012

Let's Meetup

Eine Sache die ich neu für mich entdeckt habe, seit wir wieder in Stockholm wohnen ist meetup.com. Das so eine Webseite auf der jeder der Lust hat eine Gruppe bzw. Interessengemeinschaft gründen kann. Danach werden mehr oder weniger regelmäßige Treffen - die Meetups - organisiert. Die Mitglieder der Gruppe werden per Email über die Treffen informiert und können sich dann daran teilnehmen oder nicht.

Ich benutze das zur Zeit rein beruflich und nehme an den Treffen der Django Stockholm Meetup Group und der Stockholm Python User Group teil. Beide Meetup Gruppen drehen sich um das Programmieren mit Python. Man trifft sich in der Regel abends 18 Uhr und hört sich ein paar Vorträge an, redet mit anderen Entwicklern oder programmiert ein bisschen auf seinem Laptop. Diese beiden Meetups haben meistens auch eine Sponsor Firma, die ihr Räume zur Verfügung stellt und Essen und Trinken stiftet. Dadurch trifft man nicht nur nette Programmierer, sondern kann auch potentielle neue Arbeitgeber kennenlernen. Das erste Django Meetup bei dem ich dabei war fand mit ca. 10 Leuten in den Räumen von 23C in der Drottninggatan statt. Mein erstes Meetup mit der Python User Group stieg vor einer Woche bei Omnicloud in Gamla Stan. Die Treffen dieser Gruppe sind, da die Gruppe über 400 Mitglieder hat, in der Regel extrem schnell ausgebucht. Die 50 verfügbaren Plätze bei Omnicloud waren innerhalb von 8 Minuten belegt. Wenn man keinen Platz mehr ergattern kann, kommt man übrigens auf eine Warteliste. Falls jemand nicht zur Veranstaltung gehen kann und seine Anmeldung zurückzieht, rückt der erste Kandidat von der Warteliste auf. Bei diesen beiden Meetup Gruppen werden die Namen der Besucher vor Ort auch gar nicht mit den Anmeldungen abgeglichen. Die Schweden vertrauen einfach darauf das man nur hingeht wenn man bestätigt wurde.

Jedenfalls habe ich gesehen das es auch ein paar Meetups für Auswanderer und Neuankömmlinge in Stockholm gibt. Dort kann man sicher auch andere Deutsche treffen. Beispielsweise die Stockholm Expat Meetup Group mit über 2.500 Auswanderern aus Stockholm. Die Treffen dieser Gruppe laufen sicher etwas anders ab also die Treffen der Python oder Django Meetup Gruppe. In der Regel gibt es keine Vorträge, sondern man verabredet sich in irgendeiner Bar oder Club zum quatschen und Leute treffen. Für alle die Schwedisch lernen bzw. verbessern wollen ist die Gruppe Language Exchange Stockholm interessant. An verschiedenen Tagen werden dann verschiedene Sprachen gesprochen. Für Deutsch-Schwedisch kann man zum Beispiel am Mittwoch oder Sonntag hingehen. Ich denke zu dieser Gruppe gehen auch viele Schweden die eine Fremdsprache üben wollen. Umgedreht ist das aber auch eine schöne Gelegenheit sich auf Schwedisch zu unterhalten.

Donnerstag, 15. November 2012

Rechnungslos

Vor anderthalb Monaten habe ich mich zu einem Mobilfunkvertrag breitschlagen lassen. Das ist das erste Mal in Schweden das ich einen Vertrag habe. In den letzten drei Jahren habe ich ausschließlich via Prepaid Karte telefoniert. Dank Skype haben wir dieses Mal in Stockholm auch gar keinen Festnetzanschluss mehr angemeldet. Telefonieren ist also nur über Handy möglich. Ich denke das machen viele Schweden inzwischen so.

Mein Mobilfunkbetreiber Comviq ist übrigens der selbe, von dem ich schon die Prepaid Karte hatte. Comviq hängt irgendwie bei Tele 2 mit drin und nutzt deren Netz. Von Kollegen habe ich mir sagen lassen, dass Tele 2 die schlechteste 3G und 4G Abdeckung in Schweden hat. Da ich das Handy aber selten außerhalb von Stockholms Län benutze sollte das kein Problem sein (hoffe ich). Comviq ist übrigens auf das Prepaid (Kontantkort) Geschäft spezialisiert und hat aktuell nur einen einzigen Vertrag im Angebot. Comviq Fastpris kostet mich 245,- SEK im Monat und beinhaltet mehr oder weniger alle Gespräche, SMS sowie das Surfen innerhalb Schwedens. Eine Bindungsfrist gibt es nicht. Man kann jeden Monat kündigen. Dafür gibt es bei Abschluss allerdings auch kein neues Handy. Das ist okay für mich, da ich mir bereits in Deutschland ein Motorola Razr Maxx geholt habe. Man muss ja den schlechten Euro Kurs ausnutzen.

Jedenfalls bekomme ich letzte Woche Freitag eine SMS von einer unbekannten Nummer. Sinngemäß folgender Wortlaut: „Du hast eine unbezahlte Rechnung in Höhe von 294,- SEK von uns erhalten. Nicht vergessen zu bezahlen, sonst müssen wir dir eine Erinnerungsgebühr aufs Auge drücken. Dein Comviq Team“ Die Bankdaten zur Bezahlung standen ebenfalls in der SMS. Da das meine erste Mobilfunk Rechnung gewesen wäre, wusste ich genau, dass ich bisher keine Rechnung auf Papier oder als e-Faktura bekommen habe. Coolerweise haben inzwischen sehr viele Unternehmen in Skandinavien einen Kundendienst Chat in ihre Webseite integriert. Das hat uns besonders in Norwegen sehr geholfen. Eine fremde Sprache lesen und schreiben fällt mir jedenfalls einfacher als am Telefon reden und verstehen zu müssen. So einen online Chat habe ich schon von Skandiabanken (Bank), Canal Digital (Fernsehen) und eben Comviq (Telefon) genutzt.

Auf meine Nachfrage wegen der Rechnung bekam ich folgende Antwort. „Ja wir hatten in den letzten Tagen ein paar Probleme mit dem Versand von Rechnungen und Erinnerungsschreiben. Bezahle einfach was in der SMS steht.“ Ich so – ja kein Problem kann ich machen. Aber kriege ich dann wenigstens nachträglich noch eine Abrechnung? Ich würde gerne sehen wie sich die Summe zusammensetzt. „Nein, kriegst du nicht.“ Ziemlich direkt und auf die hemdsärmelige Art, sogar für Schweden. Ich frage mich, wie sie überhaupt jemandem eine Mahngebühr aufdrücken können ohne jemals eine Rechnung versendet zu haben. Jeder Depp kann schließlich SMS fingieren und diese mit Comviq unterschreiben. Aber gut, im Endeffekt genau das was ich von diesem Mobilfunkanbieter erwartet habe.

Montag, 12. November 2012

Hauskauf 2012

Nach knapp 3 Monaten Mietwohnung in der Stadt haben wir uns dazu entschlossen, wieder ins Umland von Stockholm zu ziehen und dort etwas zu kaufen. Da wir schon von 2008 bis 2011 in Skogås gewohnt haben, dort immer noch Freunde haben und es vor allem gut dort finden, gab es nicht viel zu überlegen und auch dieses Mal dort wieder auf Suche nach einem Häuschen zu gehen. Die Preise für Reihenhäuser im „Speckgürtel“ von Stockholm sind zur Zeit nicht so niedrig wie Ende 2009 im Strudel der Finanzkrise. Gefühlt würde ich trotzdem sagen, dass die Immobilienpreise gerade eher auf dem Weg nach unten als auf dem Weg nach oben sind. Diese Entwicklung kann man auch anhand der aktuellen Zinsen nachverfolgen, die zur Zeit bei etwas über 3% liegen.

Der Kauf und Verkauf von Immobilien ist in Schweden denkbar einfach. Vieles wird vom Makler in Zusammenarbeit mit der Bank erledigt. Und so funktioniert es. Mitbringen müsst ihr mindestens 15% Eigenkapital und eine schwedischen Personennummer. Nach der Finanzkrise wurden die Bestimmungen 2010 gestrafft, so dass aktuell nur noch 85% des Kaufpreises über Kredite finanziert werden dürfen. Die beste Webseite um aktuelle Immobilienangebote in Schweden zu finden, ist und bleibt Hemnet. Dort werden jeden Tag aktuelle Angebote verschiedener Makler aufgenommen. Das jemand seine Wohnung oder Haus ohne Makler verkauft, ist in Schweden die absolute Ausnahme und aus meiner Sicht auch nicht zu empfehlen, da sonst die angesprochene Hilfe beim Hantieren der Kredite am Übergabetag fehlt.

Für das Objekt eurer Begierde besorgt ihr euch zunächst einen Lånelöfte. Das ist ein Versprechen einer beliebigen Bank, euch einen Immobilienkredit der gewünschten Höhe zu geben. In der Regel wird euch der Makler schon bei der Hausbesichtigung und spätestens beim Unterschreiben des Kaufvertrages fragen, ob ihr einen solchen Lånelöfte habt - kontrolliert wird es allerdings nicht. Im Endeffekt sehe ich den Lånelöfte aber eher als eine Absicherung für den Käufer. Nach Unterschreiben des Kaufvertrages entsteht nämlich eine Zahlungsverpflichtung zur Zahlung des Kaufpreises. Die entsprechende Finanzierung ist mehr oder weniger Problem des Käufers. Wenn sich dann keine Bank findet, welche die Immobilie finanzieren will, steht man ganz schnell im Regen. So ein Lånelöfte wird im übrigen komplett online und mehr oder weniger in der Regel ohne Zutun eines Bankberaters erstellt. Fast jede Bank bietet dafür ein entsprechendes Formular auf ihrer Webseite an. Einfach monatliches Einkommen, Daten über Lebenspartner, Kinder usw. eingeben und schauen was man sich leihen kann.

Ganz ohne Schwierigkeiten geht es natürlich auch beim elektronischen Lånelöfte in Schweden nicht. Besonders wenn man noch nicht lange hier lebt. Dann wird man oft auf Grund fehlender Daten zur Risikoanalyse automatisch abgelehnt. Banken und Mobilfunkanbieter lassen solch eine Risikoanalyse von Drittfirmen durchführen. Eine solche Firma ist beispielsweise UC AB. Dummerweise bin ich dort auch im vierten Monat nach meiner Rückkehr nach Schweden mit meiner norwegischen Adresse registriert. UC scheint die Daten nicht sehr oft mit der Einwohnerregister (Folkbokföring) abzugleichen. Mein Kreditantrag konnte deswegen erstmal nicht weiter bearbeitet werden. Ich musste erstmal selbst beim Kundendienst von UC anrufen und darum bitten das meine Daten aktualisiert werden. Ich hoffe das geht jetzt alles seinen Gang.

Im zweiten Versuch haben wir nun sogar ein Reihenhaus gefunden und gekauft! Den Kaufvertrag habe ich letzten Sonntag unterschrieben. Kaufpreis 2.060.000 SEK für 114 qm. Da wir mehr als 15% aus Eigenkapital bezahlen, werden die monatlichen Kreditraten beim aktuellen Zinssatz von rund 3,30% ungefähr bei 3.500 SEK liegen. Dazu kommen dann noch Nebenkosten in Höhe von 1.600 SEK für Wasser, Heizung, Müll usw. die direkt an die Eigentümergemeinschaft gezahlt werden. Damit liegen wir mehr als die Hälfte unter unserer aktuellen Miete für eine 80 qm Wohnung direkt in Stockholm. Eine schöne Ersparnis, für die ich gerne bereit bin 40 Minuten statt 15 Minuten zur Arbeit zu fahren.

Komischerweise gab es für dieses Haus keine weiteren Interessenten. Ende August hatten wir zum ersten Mal versucht ein Haus zu kaufen. Damals gab es jedoch viele Interessenten, die sich gegenseitig hoch gesteigert haben, so dass wir schon früh aus dem Rennen ausgestiegen sind. Ein Reihenhaus in gleicher Größe und deutlich schlechterer Innenausstattung (kein Laminat, Bäder nicht gefliest), sollte damals 2.200.000 SEK kosten und ging für über 2.270.000 SEK weg. Ich kann mir ehrlich gesagt auch nicht erklären, was jetzt im November anders ist. Vor Weihnachten scheint einfach eine gute Zeit für Käufer zu sein, da sich dann viele potentielle Konkurrenten eher Gedanken um Weihnachtsgeschenke als um Hauskauf machen.

Eine Sache die sich seit unserem letzten Hauskauf in Schweden 2009 auch verändert hat, nennt sich „Accepterat Pris“. Früher wurden Immobilien einfach zu Preis X angeboten und nach Ende der Bieterrunde durfte der Verkäufer entscheiden ob und zu welchem Preis er verkauft (in der Regel gewinnt das höchste Gebot natürlich). Nun werden Häuser nicht mehr zum Preis X angeboten, sondern zum „Accepterat Pris“. Damit verpflichtet sich der Verkäufer gegenüber dem Makler, bei Erreichen dieses Preises zu verkaufen. Wird der Preis erreicht, der Verkäufer springt aber vor Unterschrift des Kaufvertrages ab, muss er die Maklerprovision bezahlen. Aus meiner Erfahrung  liegen die ersten Gebote immer deutlich unter dem „Accepterat Pris“. Unser Reihenhaus hatte einen „Accepterat Pris“ von 2.195.000 SEK. Da es keine anderen Interessenten gab, haben wir ein ziemlich freches Angebot von 1.850.000 SEK gemacht und uns nach mehrmaligem hin und her in der Mitte bei besagten 2.060.000 SEK getroffen.

Der Einzug ist übrigens für Februar geplant. Bis dahin muss ich noch die Geschichte mit der falschen Adresse klären um meinen Kredit zu bekommen. Nächste Woche habe ich dann noch einen Gutachter bestellt, der das Haus auf Mängel untersucht. Sowas ist immer zu empfehlen. Falls grobe Fehler gefunden werden, kann man dann nämlich im schlimmsten Fall vom Kaufvertrag zurücktreten oder sich mit dem Verkäufer auf einen Preisnachlass einigen. Findet der Gutachter versteckte Mängel nicht, und werden diese dann später gefunden, übernimmt eine Versicherung des Gutachters die Kosten zur Ausbesserung. So ein Besuch vom Gutachter mit schriftlichem Protokoll kostet zwischen 4.000 und 8.000 SEK. Es gibt auch die Möglichkeit, dass der Verkäufer vor dem Verkauf einen Gutachter bestellt und die gleiche Firma dann nach dem Kauf noch einmal ein Gutachten (Överlåtelsebesiktning) für den Käufer durchführt. Das klingt zwar irgendwie doppelt gemoppelt aber nach schwedischen Recht hat der Käufer die Verpflichtung die Immobilie nach dem Kauf genau zu untersuchen (Köparens undersökningsplikt). Der Verkäufer haftet nämlich nicht für Mängel, die der Käufer hätte entdecken können oder die aufgrund des Alters der Immobilie entstehen können. Natürlich hoffe ich das der Gutachter bei uns im Haus nichts findet.

Sonntag, 19. August 2012

Die erste Woche

Nun ist die erste Woche auch geschafft. Seit Dienstagabend bin ich wieder in Stockholm. Meinen ersten Arbeitstag hatte ich bereits am Mittwoch. Der Flug von Tromsø nach Stockholm ging leider nicht ganz problemlos über die Bühne. Ich hatte mir extra einen Flug am Morgen um 8:30 Uhr ausgesucht, um am Nachmittag in Stockholm noch ein paar Besorgungen machen zu können. Aus irgendeinem Grund hatten wir aber genau an diesem Tag einen ziemlich schlimmen Nebel in Tromsø. Dass die Wolken tief hängen ist ja nicht ungewöhnlich, aber fetten Bodennebel hatten wir glaube noch nie. Tromsø wollte mich irgendwie nicht gehen lassen. Kein Flugzeug konnte landen oder starten. Die Stunden am Flughafen vergingen. Erst wurden wir vom SAS Flieger 8:30 Uhr in den 10:30 Uhr Flug umgebucht. Der kam dann aber auch nicht. Gegen 12:30 Uhr verzog sich der Nebel und wir konnten gegen 13:00 Uhr starten. In Oslo hatte SAS natürlich nur die Anschlussflüge der Passagiere des 10:30 Uhr Fluges automatisch umgebucht. Wir 8:30’ler waren irgendwie unter den Tisch gefallen. Naja, die Leute am SAS Service Center waren aber freundlich und ich wurde auf den 17:00 Uhr Flug nach Stockholm umgebucht. Sogar meine 3 Koffer schafften es problemlos nach Arlanda.

Ich kam 19:00 Uhr in meiner temporären Wohnung auf Kungsholmen an. Mir ist aufgefallen, dass ich zum ersten Mal direkt in der Großstadt wohne (meine ersten 3 Lebensjahre in Berlin zähle ich jetzt mal nicht mit). Am nächsten Morgen war ich wie erwartet super nervös. Ich hasse nichts so sehr, wie den Weg zur Arbeit am ersten Arbeitstag. Rückblickend muss ich auch sagen, dass es nicht so clever war, einen Abend vor Arbeitsbeginn nach Stockholm zu kommen. Ich glaube es ist angenehmer, wenn man schon ein paar Tage vorher in seiner neuen Umgebung eintrifft. Fünf vor 10:00 Uhr kam ich am Büro an und wurde von meinem Line Manager abgeholt. Wir drehten eine Runde durchs Büro und er stellte mich einigen Leuten vor. In vielen IT-Firmen in Schweden hat man einen Manager für das Tagesgeschäft, der fachlich Ahnung hat, und einen Line Manager, der sich unabhängig um die Angestellten kümmert. Mit dem Line-Manager trifft man sich in der Regel zu so genannten One-on-One Meetings und redet darüber wie es so läuft im Job. Ich hatte mir vorher im Internet ein paar Tricks angeschaut, mit denen es leichter sein sollte sich alle Namen zu merken. Ich konnte mir aber wie gewöhnlich trotzdem erst mal nur die Namen meiner unmittelbaren Kollegen merken. Ein anderer Entwickler wurde mir als sogenannter Sponsor zugeteilt. Der Sponsor kümmert sich in der ersten Zeit um die neuen Mitarbeiter, erklärt das System und hilft ihnen am Anfang klar zu kommen. Außerdem bekam ich noch eine Tüte Süßigkeiten und ein Schema für meine ersten drei Tage mit verschiedenen Meetings usw.

Der ganze Ablauf erinnerte mich schon irgendwie an meinen ersten Job in Stockholm. Scheint irgendwie typisch für IT-Firmen in Schweden zu sein. Zuerst nach der Bewerbung ein Telefoninterview, dann einen Arbeitstest den man zuhause erledigen kann und zuletzt ein Vor-Ort Interview um alle kennen zu lernen. Auch die Sache mit dem Sponsor und dem Schema war damals ähnlich. Schwedisch gut durchorganisiert. Natürlich gibt es auch ein paar Sachen die mir nicht so gut gefallen. Manchmal ist der Arbeitscomputer am ersten Tag noch nicht verfügbar oder, wie bei mir, es fehlen Lizenzen für benötigte Programme (ich konnte 2 Tage nicht auf unser internes Github Repository zugreifen um den Quellcode auszuchecken). Natürlich kennt man das System am Anfang auch noch nicht, hat es schwer sich zurecht zu finden und müsste eigentlich tausend Fragen stellen. Irgendwie will ich meinen Sponsor aber auch nicht 24/7 löchern oder unseren schwedischen Skype Channel mit dummen Fragen zu spammen. Gefühlt bin ich im Moment also noch nicht besonders produktiv. Ich hoffe ich kann in den nächsten Wochen etwas Fahrt aufnehmen. Wenigstens habe ich mein Schwedisch in Norwegen nicht vergessen und kann mich immer noch gut verständigen.

Mittwoch, 1. August 2012

Wohnungssuche

Also entweder habe ich vergessen wie brutal schwer es ist in Stockholm eine Wohnung zu finden, oder die Situation rund um Mietwohnungen hat sich seit Ende 2007 gewaltig verschlechtert. Zum Glück geht es diesmal nicht um unsere Wohnung, sondern um die einer ehemaligen Arbeitskollegin, die auch nach Stockholm zieht. Erschwerend ist für sie nicht nur die Geschichte mit dem Arbeitsvisum (Australien) dessen Beantragung lange dauert, sondern auch das sie einen Hund hat.

Mit der Wohnungssuche angefangen, hat sie vor ungefähr 3 Wochen in Tromsø. Nadine und ich haben ihr ein wenig geholfen. Im Vergleich zu 2007 gibt es inzwischen mehr Webseiten auf denen Mietwohnungen in Stockholm angeboten werden. In Schweden läuft das ja häufig als „Andrahandskontrakt“. Das ist ein Vertrag mit jemandem, der entweder selbst nur gemietet hat oder dem die Wohnung gehört. Sowas Tolles wie Wohnungsbaugesellschaften in Berlin gibt es zwar auch, allerdings vermieten die nur an Leute die jahrelang auf der Warteliste standen. Angebot und Nachfrage sind in Stockholm eben einfach total unverhältnismäßig.

Die beste Webseite zur Wohnungssuche in Stockholm bleibt für mich auch 2012 immer noch bostaddirekt.com, über die wir 2007 schon unsere erste Wohnung gefunden haben. Dort kommen täglich neue Angebote rein. Allerdings muss man sich registrieren um die Vermieter kontaktieren zu können. Das kostet einmalig 695,- SEK für Stockholm und erlaubt Zugriff für 45 Tage. Es ist sogar möglich nach dem Einloggen ein Profil von sich selbst zu erstellen. In diesem sollte stehen was man sucht, was man arbeitet und wie viel man für Miete bezahlen will. Diese Profilseiten werden von Vermietern gerne durchsucht. Am besten schreibt ihr auf Schwedisch, wenn ihr die Möglichkeit dazu habt. Wir wurden sogar einmal von einem Vermieter angeschrieben, der uns ein Haus in der Nähe von Bålsta anbieten wollte. Allerdings gab es dort keine Verbindung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Leider ist bostaddirekt.com für Leute, die mit Tieren umziehen wollen, absolut ungeeignet, da in gefühlten 98% der Anzeigen Haustiere ausgeschlossen werden. Wer möchte, kann sich von bostaddirekt.com sogar per SMS benachrichtigen lassen wenn neue Wohnungen eingestellt werden. Dann muss man nur noch schnell sein. Wer kein Haustier hat und für den Nichtrauchen in der Wohnung kein KO Kriterium ist, der hat bei bostaddirekt.com gute Chancen. Die 695,- SEK sind gut investiert,

Die zweitbeste Seite wie ich finde, ist inzwischen Blocket, die sogar eine schöne Suche integriert haben. Sogar nach Mietwohnungen in denen Haustiere erlaubt sind, kann man filtern. Blocket ist für Suchende komplett kostenlos. Das ist irgendwie Fluch und Segen gleichzeitig, da für die eingestellten Wohnungsangebote die Konkurrenz einfach nur krank ist. Ich habe zirka 10-15 Vermieter über Blocket angeschrieben und nur zweimal überhaupt eine Antwort erhalten. Das obwohl ich ein nettes Anschreiben in schwedischer Sprache verfasst habe, in dem ich uns vorgestellt habe. Eine der beiden Rückmeldungen war übrigens eine Absage, da die Wohnung schon vergeben war. Die zweite Rückmeldung (für ein Reihenhaus in Skälby) lief soweit ganz gut. Der Kontakt wurde allerdings abrupt abgebrochen, als wir nur (wie ursprünglich in der Anzeige gewünscht) für 4 Monate statt 6 Monaten mieten wollten.

Meine persönlichen Tipps, falls ihr über Blocket eine Wohnung finden wollt. Nehmt euch Urlaub in Deutschland und fliegt nach Stockholm. Holt euch eine Prepaid SIM Karte damit ihr für Vermieter erreichbar seit. Sucht euch ein Hotel wie das Connect Hotel Stockholm in Älvsjö, wo man relativ günstig wochenweise (2995,- SEK) oder monatsweise (9995,- SEK) wohnen kann. Da man sowieso persönlich zum Skatteverket gehen muss, um sich in Schweden zu registrieren und eine Personennummer zu beantragen, könnt ihr das gleich mit der Wohnungssuche verbinden. Schaut mindestens einmal pro Stunde auf Blocket nach ob es neue Angebote gibt. Falls es welche gibt, ruft am besten sofort beim Vermieter an und vereinbart einen Besichtigungstermin für den gleichen Tag. Emails werden wie gesagt nur sporadisch beantwortet. Leider gibt es nicht immer nur ehrliche Menschen auf Blocket, da es wie gesagt für jeden zugänglich ist. Da hilft nur gesunder Menschenverstand und eine kleine Portion Misstrauen gegenüber Fremden. Unseriöse Angebote erkennt ihr oft daran, dass sie zu schön sind um wahr zu sein. Macht euch nichts vor, Stockholm ist ein super teures Pflaster für Mietwohnungen. 50qm in der Innenstadt für 6.000 SEK riechen nach Betrug. Bezahlt keine Kaution an jemanden bevor ihr die Wohnung nicht selbst gesehen, einen Mietvertrag unterschrieben und die Personennummer des Vermieters überprüft habt. Viele Wohnungen in Schweden werden außerdem unter Bostadsrätt verkauft, d.h. der Eigentümer kauft nicht die Wohnung sondern nur das Recht dort zu wohnen. Falls so eine Wohnung vermietet wird, muss die Gesellschaft der das Haus gehört (Bostadsrättsförening) zustimmen - es sei denn ihr mietet nur kurzfristig. Macht euch also vorher darüber schlau, ob die Bostadsrättsförening der Vermietung zugestimmt hat, damit man euch nicht zwingen kann auszuziehen.

Welche anderen Webseiten zur Wohnungssuche gibt es noch? Auf bopunkten.se kann man kostenlos suchen. Um Vermieter zu kontaktieren muss man sich allerdings wieder registrieren und dafür benötigt man eine schwedische Personennummer. Die Registrierung ist ansonsten kostenlos, allerdings gibt es relativ wenige neue Angebote am Tag. So ähnlich funktioniert auch bostadsportal.se, eine weitere kostenlose Webseite für Suchende. Die Webseite wird allerdings noch seltener aktualisiert und deshalb nicht besonders nützlich. Allerdings sind die Möglichkeiten zum Suchen und Filtern ganz gut (Stichwort Haustiere). Selbst ausprobiert habe ich auch noch hyralya.se, wo man sich für 249,- SEK registrieren muss. Dafür bekommt man 30 Tage lang die Kontaktdaten von Vermietern angezeigt und hat die Möglichkeit diese zu kontaktieren. Über hyralya.se habe ich vielleicht 5 Angebote angeschrieben, aber nie eine Antwort erhalten. Deswegen kann ich leider nicht sagen, ob die Seite überhaupt irgendwas taugt. Dummerweise kann man auf der Webseite auch nicht sehen, wann ein Mietangebot eingestellt wurde. Das die Angebote nach Einstelldatum sortiert angezeigt werden, kann man nur vermuten. Vielleicht waren die Mietwohnungen, die ich angeschrieben habe, schon Monate im Netz.

Wie bereits angesprochen, betrifft die Wohnungssuche uns diesmal nicht selbst. In meinem neuen Arbeitsvertrag ist glücklicherweise geregelt, dass meine Firma eine Agentur bezahlt die für uns eine Mietwohnung findet und diese Wohnung im Namen meiner Firma angemietet wird. Miete bezahlen wir natürlich selbst. Viele Wohnungen werden in Stockholm nämlich nur an Firmen vermietet. Dadurch erhoffen sich die Vermieter eine zusätzliche Sicherheit, da sie ja den Mieter als Mensch nicht kennen. Ein ehemaliger Kollege von mir aus Tromsø, wohnt seit einem Monat in Tokio. Dort ist es übrigens ähnlich mit den Wohnungen, die nur an Firmen vermietet werden. Allerdings ist es dort möglich, eine Firma als Bürgen (bzw. Guarantor) zu bezahlen, damit diese dann in den Mietvertrag einsteigt. Von so einem Service habe ich in Stockholm bisher noch nichts gehört - eine neue Geschäftsidee vielleicht :)

Ich kann euch wirklich nur empfehlen, beim Verhandeln des Arbeitsvertrages dafür zu kämpfen, dass eure neue Firma eine Relocation-Agentur wie Newcomers, Keyrelocation oder Human Entrance beauftragt, eine Wohnung für euch zu suchen und diese in eurem Namen (wenigstens befristet) anmietet. So eine Klausel im Arbeitsvertrag ist in Stockholm Gold wert. Viel besser als eine einmalige Zahlung, Übernahme von Flug- oder Umzugskosten oder Erstattung der ersten Miete. Natürlich werden sich nicht alle Arbeitgeber darauf einlassen. Vielleicht kann man sich ja die Kosten für die Agentur teilen (je nach Paket ab 9.000,- SEK). Verhandlungssache. Die Relocation Agentur, die für uns arbeitet, heißt übrigens Anna Panna Consultancy AB und hat irgendwie gar keine eigene Webseite. Scheint ein Geheimtipp zu sein. Jedenfalls war Anna bis jetzt sehr hilfreich.

Falls ihr selbst auf der Suche nach einer Mietwohnung in Stockholm seit, kann ich euch noch diese Webseite mit Tipps empfehlen, die es allerdings nur auf Englisch gibt. Ansonsten schreibt einfach ein paar Kommentare, falls ihr selbst Erfahrungen mit schwedischen Webseiten gemacht habt oder einfach nur jemanden kennt, der vermieten will.

Samstag, 14. Juli 2012

Das neue Scandic Hotel in Stockholm

Wenn ihr mal wieder auf der Suche nach einem richtig guten Hotel in Stockholm seit, kann ich euch das neue Scandic Hotel Victoria Tower in Kista empfehlen. Dort durfte ich diese Woche zweimal übernachten und ich muss sagen es war super. Alles noch noch ganz neu. Die Zimmer sind schick eingerichtet und an der Wand hängt selbst im preiswertesten Raum ein 50 Zoll LED Fernseher. WLAN und Internet Zugang sind kostenlos. Das 2011 eröffnete Victoria Tower Hotel ist 120 Meter hoch und zur Zeit Skandinaviens höchstes Hotel. Es liegt direkt neben der Kista Messe. Ich hatte sehr viel Glück und habe nur 621,- SEK pro Übernachtung bezahlt. Die Preise schwanken aber unheimlich. Sehr wahrscheinlich abhängig von Tag, Belegung und Nachfrage. An manchen Tagen ist es leider ziemlich teuer im Scandic Victoria Tower zu wohnen. Dann geht der Preis für das billigste Zimmer schon mal auf über 1.500,- SEK hoch. Man muss also immer individuell schauen, welchen Preis man im gewünschten Zeitraum angeboten kriegt oder ob es eine Rabatt Aktion gibt. Ach ja, die Preise sind jeweils Zimmerpreise. Es ist also egal, ob man alleine oder zu zweit übernachtet.

Das Scandic Hotel Victoria Tower hat die Form eines riesigen "T" mit verspiegelter Fassade. Von der Autobahn E4 ist es gut zu sehen. Das Hotel war 2012 unter den Finalisten für das neu gebaute Gebäude des Jahres in Stockholm (siehe 4). Die Anfahrt ist einfach. Wer mit Mietwagen kommt, kann von der E4 die Ausfahrt Kista nehmen. Man kann das Hotel eigentlich nicht übersehen. Wenn ihr vom Flughafen mit dem Pendeltåg kommt, einfach am Bahnhof Helenelund aussteigen. Von dort sind es 3 Minuten Fußweg. Auch mit der U-Bahn kann man das Scandic Hotel gut erreichen. Die blaue Linie nach Akalla nehmen und in Kista aussteigen. Durch die Kista Gallerian laufen und von dort in Richtung Kista Messe - Laufzeit zirka 10 Minuten. Die Nähe zum Shopping Center Kista Galleria ist natürlich auch für Hotelgäste vorteilhaft. Dort gibt es beispielsweise ein Kino oder mehrere Supermärkte um sich Getränke und Essen zu kaufen.

Das Gebäude beherbergt aber nicht nur das Scandic Hotel sondern auch noch Büros, die sich in den Etagen 23 bis 33 befinden. Darüber kommen dann noch mal 2 Etagen in denen sich die Sky Bar befindet. Von dort hat man eine wahnsinnige Aussicht in Richtung Stockholm. Der Ericsson Globe und die neue Nationalarena für Fussball lassen sich einfach ausmachen. Auch das kostenlose Fitnessstudio im 22. Stock habe ich jeden Tag genutzt. Absolut genial ist allerdings die finnische Sauna, die direkt neben dem Fitnessstudio liegt. Dort könnt ihr bei 80-90 Grad schwitzen und durch großzügige Glasfenster die Stadt Stockholm im Sonnenuntergang genießen. Fitnessstudio und Sauna haben jeden Tag bis 22 Uhr geöffnet. Allerdings solltet ihr zur Sicherheit 1-2 Stunden vor Nutzung der Sauna an der Rezeption Bescheid sagen, so dass diese auch wirklich in Betrieb ist. Dank der tollen Aussicht in der Sky Bar oder dem Fitnessstudio, muss man eigentlich gar kein Zimmer mit Aussicht (etwas teurer als Zimmer weiter unten) buchen.

Einziger Nachteil ist natürlich, dass das Hotel nicht direkt im Zentrum liegt. Mit dem Pendeltåg oder der U-Bahn seit ihr zwar innerhalb von 15 Minuten im Stadtzentrum Stockholms, könnt aber nicht zurück laufen. Frühstück gibt es leider auch erst ab 7:00 Uhr, so dass man sich bei sehr frühen Flügen vom Flugplatz Stockholm-Arlanda leider mit knurrendem Magen auf den Weg machen muss. Nichts desto trotz ist das Scandic Hotel Victoria Tower seit dieser Woche zu dem Hotel aufgestiegen, dass ich unseren zukünftigen Besuchern in Stockholm weiterempfehlen werde.

Donnerstag, 12. Juli 2012

Vom Flughafen Arlanda nach Stockholm

Zur Frage, wie man am besten vom Flugplatz Arlanda nach Stockholm in die Innenstadt kommt, bekommen wir immer die meisten Emails. Da ich gestern selbst von Tromsø nach Stockholm geflogen bin (der Direktflug von SAS im Juli und August ist übrigens sehr zu empfehlen), wollte ich nochmal alle Alternativen aufzählen.

Die erste Alternative Taxi. Bin ich ein einziges Mal gefahren, als ich im Mai zum Bewerbungsgespräch war. Hatte damals etwas über 500 SEK gekostet und wurde glücklicherweise vom Arbeitgeber bezahlt. Lohnt sich eigentlich nur, wenn man mit mehreren Leuten nach Stockholm kommt und auch später in der Stadt nicht die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen will.

Die zweite Alternative ist der Arlanda Express, ein Schnellzug der euch in 20 Minuten nach Stockholm bringt. Es gibt am Flughafen zwei Bahnhöfe für den Arlanda Express, im Terminal 5 und im Terminal 2. Der Zug fährt alle 15 Minuten ab. Tickets könnt ihr vor Einstieg an den deutlich gekennzeichneten Automaten kaufen, die in beiden Terminalen stehen. Kauft die Tickets bevor ihr mit dem Fahrstuhl oder der Rolltreppe nach unten auf den Bahnsteig fahrt. Es ist glaube auch möglich Fahrkarten gegen extra Gebühr im Zug zu kaufen. Der Arlanda Express ist die schnellste Variante um vom Flughafen nach Stockholm zu kommen. Leider sind die Fahrkarten nicht ganz billig. 260 SEK kostet die einfache Fahrt für Erwachsene. Zusammen mit der Rückfahrt bezahlt ihr 490 SEK (Stand 12.07.2012). Ab und an gibt es Specials, mit denen die Fahrt etwas preiswerter wird, z.B. 2 Erwachsene für 280 SEK oder Hin-und Rückfahrt am Wochenende für 325 SEK. Im Zug gibt es kostenloses WLAN, welches sehr gut funktioniert wenn man nicht gerade in einem Tunnel fährt.

Als dritte Variante hätten wir den Flugbus, der von jedem Terminal am Flugplatz alle 15 Minuten abfährt. Die Tickets könnt ihr direkt am Flughafen kaufen. Entweder an den Ticket Countern an denen „Flygbussarna Airport Coaches“ dran steht oder direkt im Informationsbereich im Terminal 5. Wenn ich mich richtig erinnere, sind die Tickets für den Flugbus allerdings etwas teurer wenn man sie vor Ort kauft. Empfehlenswert ist es die Fahrkarten bereits vor Reiseantritt über das Internet zu kaufen und auszudrucken. Das ausgedruckte Ticket hat dann eine Gültigkeit von 3 Monaten und kann an einem beliebigen Tag in beliebiger Richtung entweder vom oder zum Flughafen Stockholm eingesetzt werden. Stand Juli 2012 kostet die einfache Fahrt 99 SEK, bei Buchung Hin- und Rückfahrt 198 SEK, also nicht wirklich preiswerter als zwei einfache Fahrten. Die Fahrzeit beträgt ungefähr 50 Minuten je nach Verkehrsaufkommen auf der Autobahn. Alle Busse sind sehr bequem und es wird auch hier kostenloses WLAN während der Fahrt angeboten, welches allerdings mehr schlecht als recht funktioniert.

Meine favorisierte Alternative sind allerdings die öffentlichen Verkehrsmittel (hey man will ja Geld sparen oder). Zuerst besorgt ihr euch ein SL Ticket am Flughafen. In Stockholm gibt es seit 2009 fast ausschließlich die so genannten SL Access Karten. Das sind so kleine Plastikkarten in unterschiedlichen Farben, die sich wie eine Prepaid Karte mit dem gewünschten Ticket aufladen lassen. Normalerweise kann man das alleine am Automaten machen. Am Flughafen Stockholm Arlanda habe ich leider noch keinen solchen SL Access Automaten gefunden. Glücklicherweise gibt es im Terminal 3 in der Skycity (Shopping Bereich) einen Laden der „Pressbyrån Extra“ heißt. Das ist so ein Zeitungsladen, wo man auch Getränke und Süßigkeiten bekommt. Dort könnt ihr die SL Access Karte für 20 SEK kaufen und gleichzeitig eure Fahrkarte aufladen lassen. Ein Tagesticket kostet 115 SEK. Eine 3-Tageskarte kostet 230 SEK, zumindest wenn ihr diesen Eintrag im Juli 2012 lest. Das Gute ist, dass ihr dieses Ticket dann in Stockholm während eures Aufenthalts in allen öffentlichen Verkehrsmitteln verwenden könnt. An den Zugängen zur U-Bahn oder dem Pendeltåg müsst ihr die SL Access Karte an die kleinen hellblaue Kartenleser halten, damit sich der Zugang öffnet. Im Bus befindet sich der besagte hellblaue Kartenleser vorne beim Fahrer.

Ausgestattet mit der SL Access Karte nehmt ihr vom Flugplatz aus zunächst den Bus 583 nach Märsta. Der Bus hält vor jedem Terminal, also auch vor dem Skycity Terminal 3. Einfach die Treppe in der Mitte der Skycity nach unten und aus dem Terminalgebäude nach draußen gehen. Die Haltestelle ist direkt davor und die weiße 583 auf rotem Grund des Haltestellendachs eigentlich gut zu sehen. Steigt nur in den Bus, wenn „Märsta“ vorne dran steht. Ankommende 583’er Busse mit Ziel „Arlanda“ aus Märsta kommend, fahren nur bis zum Terminal 2. Nach zirka 15 Minuten Fahrzeit seid ihr in Märsta, der Endhaltestelle. Hier habt ihr einen Übergang zum Pendeltågslinie J 36, die nach Södertälje Hamn (Anmerkung: muss irgendwie neu sein der Name, früher hieß die Station Södertälje Centrum) fährt und in Märsta ihren Anfang hat. Manchmal fahren die Züge auch nur bis nach Östertälje. Nicht verwirren lassen, das ist eine Station vor Södertälje Hamn. Das kann euch aber im Endeffekt egal sein, wenn ihr im Zentrum von Stockholm an der Centralen aussteigen wollt. Der Vollständigkeit halber will ich noch erwähnen, dass es eine weitere Möglichkeit gibt, die ich selbst allerdings noch nie genutzt habe. Irgendwo unter dem Flughafen fährt der Upptåget 39. Mit diesem könnt ihr zur Pendeltågs-Station Upplands-Väsby fahren, an der ihr dann wieder in den aus Märsta kommenden Pendeltåg J 36 wechselt. Da man den Upptåget allerdings nicht mit den normalen SL Fahrkarten fahren kann, finde ich diese Variante irgendwie nicht so toll.

So und jetzt kommt‘s. Was bringt uns die Zukunft? Verabschiedet euch schon mal von grade beschriebenem Upptåget, denn ab dem 9.Dezember 2012 wird alles besser. Dann wird nämlich eine neue Pendeltågslinie zwischen Stockholm (Älvsjö) und Uppsala eingeweiht, die unter anderem am Flughafen hält. Die Züge fahren alle 30 Minuten. Da von dieser Linie das aktuelle Streckennetz der Linie J 36 zu großen Teilen mitverwendet wird, will SL die Züge einfach in den heutigen Fahrplan eintakten. Es gibt dann einfach sechs Abfahrten pro Stunde statt bisher vier. 12 neue Züge werden gekauft usw. Es bleibt spannend, ob SL das so umsetzen kann, da es bereits heute viele Probleme im Pendeltågsverkehr gibt und oft Züge ausfallen bzw. sich verspäten. Trotzdem ist die Verlängerung der Linie nach Uppsala eigentlich eine tolle Sache. So kann man sich als Besucher von Stockholm nicht nur die Hauptstadt, sondern auch die sehenswerte Universitätsstadt Uppsala anschauen. Es wird 3 neue Bahnhöfe für den Pendeltåg geben: Uppsala, Knivsta und den Flughafen Arlanda. Nach heutigen Schätzungen beträgt die Fahrzeit zwischen Uppsala und Stockholm dann 55 Minuten, zwischen dem Flugplatz Arlanda und Stockholm 38 Minuten. Leider wird sich dann auch einiges bei den Fahrkarten ändern, da die neue Linie in ein anderes Län (Bundesland) fährt, in dem SL eigentlich gar nicht zuständig ist. Darüber hinaus gibt es bereits heute eine extra Gebühr für Reisende die am Fernbahnhof unter dem Flughafen Arlanda aussteigen wollen. Soweit ich weiß, geht diese Gebühr direkt an den Flughafen. Ich bin allerdings nicht komplett sicher. Um die Geschichte zum Abschluss zu bringen – es wird sich im Dezember etwas im Bereich Fahrkartenpreise tun. Entweder werden alle SL Tickets teurer, was irgendwie ziemlich drastisch wäre, oder es werden neue Tickets eingeführt, die dann eben zur Fahrt zum Flughafen Stockholm Arlanda auf der neuen Pendeltågslinie berechtigen.

Update: So ist es, wenn man kluge Tipps gibt - es geht alles schief. Meine Rückfahrt zum Flughafen heute morgen ging leider ordentlich daneben. Zunächst wollte ich wie immer mit dem Pendeltåg um 07:17 Uhr von Helenelund nach Märsta fahren. Zack, mehrere Züge wegen Unfall eingestellt. Toll, hatte mir extra ein 3-Tages Ticket von SL gekauft. Bereits einen Abend vorher, hatte SL die Linie J36 für mehrere Stunden wegen technischer Probleme komplett stillgelegt. Soviel zum Thema, wir lassen ab Dezember noch mehr Züge fahren. Mit der U-Bahn von Kista konnte ich auch nicht zurück in die Stadt fahren, da an der blauen Linie gerade gebaut wird und die Züge nicht an der Centralen halten. Letzter Ausweg Taxi. Ich nahm das erst beste Taxi vor dem Scandic Hotel Vicoria Tower. Böser Fehler.

Wie von mir ein paar Stunden vorher geschrieben, erwartete ich zwischen 500 und 600 SEK für die Fahrt nach Arlanda. Immerhin war ich ja schon in Kista, also auf halbem Weg zum Flugplatz. Der Taxifahrer meinte er würde nach Taxometer fahren und wüsste leider nicht ganz genau, wie viel es kosten würde - sei je nach Verkehr unterschiedlich. Jedenfalls musste ich am Ende für 30 km und 20 Minuten Fahrzeit insgesamt 1.115 SEK bezahlen! Wieder etwas dazu gelernt. Lasst euch niemals mit Taxometer von Arlanda nach Stockholm fahren, sondern fragt nach dem Festpreis, den fast alle Taxiunternehmen anbieten. Ich habe bei der Ankunft am Flughafen gesehen, dass die Fahrt in die Stadt 520 SEK Festpreis kostet. Leider sehen in Stockholm auch irgendwie alle Taxis gleich aus. Ich hatte das Pech an Peddi Taxi aus Upplands Väsby zu geraten, ein Einzelunternehmen von Majid Kabirifar, super. Jemand hat mir mal gesagt, dass Taxi Stockholm ein ganz gutes Taxi Unternehmen ist. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, mir vom Hotel ein Taxi von denen rufen zu lassen. Bei weiteren Nachdenken, ist mir dann noch eingefallen, dass es selbst bei 520 SEK Festpreis günstiger gewesen wäre, sich irgendwie ins Zentrum durchzuschlagen und von dort den Arlanda Express für 260 SEK zu nehmen.

Die Rückkehr

Es wird Zeit, dieses Blog hier wieder etwas aufleben zu lassen. Nach gut anderthalb Jahren kehren wir Norwegen (zwangsläufig) den Rücken und ziehen wieder zurück nach Stockholm. Ausschlaggebend dafür war die Entscheidung meines Arbeitgebers Electronic Arts unser kleines Büro in Tromsø dicht zu machen. Für mich kam diese Entscheidung eigentlich nicht besonders überraschend. Im Vergleich mit anderen Entwicklungs-Studios von Playfish in London, Peking oder San Francisco waren wir einfach zu unbedeutend. Dort arbeiten mehr als 100 oder 200 Angestellte an bekannten EA Spielemarken wie The Sims oder Sim City, während wir anderthalb Jahre mehr oder weniger unser eigenes Süppchen gekocht haben. Aus unternehmerischer Sicht ist Norwegen auch kein preiswerter Standort. Besonders im direkten Vergleich mit China nicht. Allein für die Gehälter der 25 Angestellten in Tromsø kann man dort sicherlich doppelt so viele Leute anstellen. Dazu kommt dann noch die skandinavische Einstellung zu Überstunden. Besser gesagt die mangelnde Bereitschaft diese zu machen - während in China und UK Wochenendschichten gefahren werden. Nicht das ich Überstunden toll finde, aber etwas mehr persönlicher Einsatz hier und da hätte unserem Projekt sicher nicht schlecht getan und vielleicht den Standort gerettet. Auch die Lage von Tromsø war definitiv nicht optimal im Hinblick auf Neuanstellungen. In einer 60.000 Einwohner Stadt im Polarkreis zu leben, wo im Winter zwei Monate die Sonne nicht aufgeht, ist eben nicht jedermanns Sache.

Wie dem auch sei, Anfang Mai wurden wir jedenfalls alle auf ein außerordentliches Meeting vorbereitet, zu dem auch ein HR Mitarbeiter aus London eingeladen war. Ich wusste schon etwas früher von dem Dilemma. Mein Chef hatte mir unter vier Augen gesteckt, dass ich noch etwas warten solle, bevor wir uns in Tromsø eine Wohnung kaufen. Glücklicherweise hatte er von mir aufgeschnappt, dass wir bereits ein Angebot zum Kauf einer Wohnung in Tromsø abgegeben hatten, aber überboten worden waren. Ich bin ihm echt dankbar dafür, dass er mir diesen kleinen Wink gegeben hat.

In besagtem außerordentlichem Meeting wurde dann mitgeteilt, dass Electronic Arts darüber nachdenkt das Studio in Tromsø nieder zu legen. Wenn man in Norwegen eine Firma hat, die über eine bestimmte Anzahl Mitarbeiter verfügt, muss man einen vorgegebenen Prozess durchlaufen bevor man diese dicht machen kann. Zunächst mussten wir zwei Vertreter bestimmen. Deren Aufgabe war es die Arbeitnehmer gegenüber der Firma zu vertreten. Dann gab es über die folgende Woche verteilt immer wieder Meetings in denen Ablauf und Auswirkungen der Schließung durchgegangen wurden. In dieser Zeit hätte man theoretisch noch Rettungspläne entwickeln können, um das Aus abzuwenden. Nach einer Woche gab es dann einen Termin bei der Stadtverwaltung. So wie ich das verstanden habe, benötigt man die Zustimmung der Stadt oder der Fylke um Firmen einer bestimmten Größe zu schließen. Es wurde zugestimmt und die Abwicklung nahm ihren Lauf.

Netterweise mussten wir ab dem Tag des außerordentlichen Meetings nicht mehr arbeiten, bei voller Bezahlung. Ich muss sagen, dass sich Electronic Arts hier wirklich super gut verhalten hat. Alle Angestellten wurden ihrer Kündigungsfrist entsprechend voll bezahlt. Es gab sogar noch einen kleinen Bonus und Urlaubsgeld (was einem in Norwegen gesetzlich zusteht). Sogar die Mitarbeiter, die kurz vor dem Ende ihrer Probezeit standen und die man ohne weiteres innerhalb einer Woche hätte loswerden können, wurden finanziell abgesichert. Dass so eine Schließung eines Entwicklungsstudios auch anders abgehen kann, hat man bei 38 Studios gesehen. Natürlich war Electronic Arts daran interessiert, so viele Angestellte wie möglich zu behalten und in andere Studios zu verteilen. Für fast alle norwegischen Angestellten war das keine Option. Für die ausländischen Mitarbeiter dagegen schon. In Tromsø gibt es leider so gut wie keine Arbeit für Java Entwickler. Nachdem Electronic Arts unsere Lebensläufe intern verteilt hatte, wurden wir direkt von anderen Entwicklungsbüros kontaktiert. Ich hatte Kontakt und Skype Interviews mit EA Studios in Göteborg, Montreal und Los Angeles. Letztendlich geklappt hat es dann bei DICE in Stockholm, worüber ich super happy bin! Wenn ihr Battlefield oder Mirrors Edge gespielt habt, sagt euch der Name vielleicht etwas. Mitte August fange ich dort an zu arbeiten. Bis dahin heißt es alle Behördengänge zu erledigen und eine Wohnung zu finden. Darüber dann später mehr auf diesem Blog.

Montag, 30. April 2012

Und noch eine Steuererklärung

Juhu endlich mal wieder ein Blogpost auf unserem alten Schwedenblog. Einige von euch wissen ja, dass wir im letzten Jahr nach Norwegen umgezogen sind. Ich habe im März 2011 eine Stelle in Tromsø angefangen. Nadine ist im Mai nachgezogen. Unser Haus haben wir im April 2011 verkauft. Natürlich hat sowas steuerliche Konsequenzen, vor denen man sich auch im Ausland nicht verstecken kann. Einige staatliche Institutionen in Norwegen und Schweden arbeiten extrem effektiv zusammen. Bereits einige Tage nachdem ich mich in Norwegen beim Einwohnermeldeamt registriert hatte, kam Post von schwedischen Finanzamt, dass ich dort jetzt steuerlich abgemeldet sein - wow. Eigentlich hatte ich das damals nicht so geplant, aber gut. Wenn ihr aus Schweden wegzieht, ist es wichtig, dem Skatteverket immer eure aktuelle Adresse mitzuteilen (SKV7842). Sei es wegen steuerlicher Dinge, Rentenbescheide usw.

Nach dem Verkauf einer Immobilie in Schweden, müsst ihr im Folgejahr euren Gewinn oder Verlust deklarieren, unabhängig davon ob ihr noch in Schweden wohnt oder nicht. Man kann sich irgendwie davor drücken, wenn man sofort eine neue Immobilie in Schweden kauft. Das ganze läuft dann unter "Uppskov" in den Formularen vom Finanzamt. Ich habe mich damit aber nicht beschäftigt und gehe hier nicht weiter darauf ein.

Der Stein kommt im Folgejahr ins rollen, da die Makler in Schweden dazu verpflichtet sind von ihren Kunden, für die sie Immobilien verkauft haben, eine Gewinnberechnung einzufordern. Unsere Maklerin hat mich dazu am 30. Januar 2012 kontaktiert und mir ein vorausgefülltes Blankett der Svensk Fastighetsförmedlingen geschickt. Dort waren bereits alle Informationen zum Kauf, Verkauf, Eintragungskosten im Grundbuch usw. ausgefüllt. Was fehlte war eine kurze Aufschlüsselung unserer Kosten für Umbau und Verbesserungen im Haus. Die Kosten hierfür könnt und solltet ihr verwenden, um euren Gewinn zu schmälern und weniger Steuern zu bezahlen. Ich habe mit Bedacht alle Quittungen und Rechnungen aus Baumärkten und Fachgeschäften aufgehoben. Dadurch war es relativ einfach, die Kosten für die einzelnen Arbeiten zusammen zu rechnen. Man sollte dazu unbedingt diese Broschüre lesen. Normalerweise soll man die Arbeiten allerdings gruppieren, so dass man im Jahr zwei bis drei größere Punkte angeben kann in einer Größenordnung von "Küche umgebaut", "Bad gefliest und neue Sanitäranlagen installiert" oder "Wohnzimmer renoviert". Da ich das vorher aber nicht wusste, war es nun etwas mühselig die einzelnen Quittungen den jeweiligen Umbauarbeiten und Verbesserungen zuzuordnen. Ich würde euch empfehlen alle Quittungen und Rechnungen bereits dann zusammen zu heften, wenn ihr Verbesserungs- oder Umbauarbeiten im Haus ausführt.

Jedenfalls kamen wir in unseren zwei Jahren auf Ausgaben für Umbau und Verbesserungen von 65.000 SEK. Alles belegbar natürlich. Genau so hoch waren übrigens unsere Maklerkosten, die man auch vom Gewinn abziehen kann. Ich denke der Betrag klingt plausibel, so dass ich nicht mit einer Kontrolle rechne. Sicherlich würde das schwedische Finanzamt bei einer genauen Prüfung ein paar Belege bzw. einzelne Posten finden, die man nicht ansetzen darf - aber gut. Da wir immer noch einen Gewinn deklarieren, für den 30% Steuern gezahlt werden, denke ich das wir nicht ins Visier vom Skatteverket geraten. Glücklicherweise habe ich, wie oben angesprochen, nur Januar und Februar 2011 in Schweden gearbeitet. Da die Berechnungen der Lohnsteuer natürlich von einem kompletten Arbeitsjahr ausgehen, bekomme ich einen relativ hohen Betrag Einkommenssteuer zurückerstattet. Diese Rückzahlung wird nun einfach mit der Gewinnsteuer aus dem Hausverkauf verrechnet. Plus-Minus müssen wir an das schwedische Finanzamt zahlen.

Noch ein paar Worte zu den Fristen. Wenn ihr es vorschriftsmäßig machen wollt, dann muss die "Kapitalvinstberäkning" bis Anfang Februar von eurem Makler erstellt und an euch übergeben sein. Im Falle eines Gewinns sollten alle Beträge die 20.000 SEK übersteigen bis zum 12. Februar auf euer persönliches Konto beim Skatteverket eingezahlt werden. Ansonsten werden euch später Verzugszinsen auf diese Summe berechnet. Bis zum 2. Mai müsst ihr dann eure Steuererklärung und das Formular K5 Försäljning av Småhus (basierend auf der  Kapitalvinstberäkning vom Makler) eingereicht werden. Achtung, die Steuererklärung ist zwar wie gewohnt vorausgefüllt, allerdings müsst ihr auf dem Vordruck selbst die Felder 65 (bei Gewinn) oder 85 (bei Verlust) ausfüllen. Zum 2. Mai müssen dann auch die verbleibenden 20.000 SEK an das Finanzamt gezahlt werden. Ich habe mir die Verzugszinsen angeschaut, die aktuell bei lediglich 1% liegen. Daraufhin habe ich beschlossen noch gar nichts an das Skatteverket zu bezahlen und auf meine Abschlussrechnung zu warten. Solange liegt das Geld auf einem Sparkonto welches mir jeden Monat über 2% Zinsen einbringt. Alle, die nicht mehr in Schweden wohnen, erhalten die Abschlussrechnung vom Skatteverket erst im Dezember.