• Kolmården


    August, 2013
  • Grövelsjön


    Dezember, 2013
  • Abisko


    Juli, 2013
  • Vassijaure


    Juli, 2013
  • Idre Fjäll


    Januar, 2014
  • Junibacken


    Juli, 2015

Dienstag, 28. Januar 2014

Schnell mal den Nachbarn durchleuchten

Seit gestern ist eine neue schwedische Webseite im Netz verfügbar, die bereits nach wenigen Stunden hitzig diskutiert wird. Der neue Dienst nennt sich Lexbase und publiziert rechtliche Informationen wie beispielsweise Gerichtsurteile der letzten fünf Jahre. Das an sich ist nicht neu in Schweden. Diese Informationen waren auch vorher öffentlich zugänglich. Neu ist die Art und Weise, wie diese Daten zugänglich gemacht werden. Auf Lexbase kann man eine Personensuche starten und nach Vornamen, Nachnamen, Personennummern (erste 6 Ziffern) oder einem Ort suchen. Ausserdem gibt es einen Kartensuche die Google Maps verwendet. Dort werden die Adressen von Personen, die in den letzten fünf Jahren Thema einer rechtlichen Untersuchung waren, als Punkt auf der Karte dargestellt.

In anderen Worten heißt das: ihr könnt jemanden ganz einfach online überprüfen und nachschauen ob er eine Straftat begangen, verurteilt oder freigesprochen wurde oder sonst irgendwie Ziel einer rechtlichen Überprüfung war. Worum es im Tatbestand genau geht, ist allerdings erst einsehbar wenn ihr dafür bezahlt. Dazu meldet man sich zunächst kostenlos auf lexbase.se an. Danach hat man die Möglichkeit seinen Account via PayPal oder Kreditkarte aufzuladen. Mit Guthaben im Lexbase Account kann man anschliessend detaillierte Rechtsinformationen zu einzelnen Fälle abrufen. Ihr habt die Möglichkeit einfache Information (BAS) oder sehr detaillierte Information (KOMPLETT) einzusehen. Ein Abruf von BAS Daten kostet 59 SEK und beinhaltet folgendes: die Personendaten, die begangene Straftat, die Adresse zum Zeitpunkt der Tat, die aktuelle Adresse, die Strafe bzw. das Urteil, Angaben zum Gericht. Ein Abruf von KOMPLETT Daten kostet 79 SEK und beinhaltet darüber hinaus folgendes: Anklageschrift, Unterssuchung, Tatverlauf, Ankläger und Anwälte. Ich glaube, der Abruf diese Daten ist ausserdem komplett anonym, d.h. derjenige über den Ihr Euch informiert bekommt davon gar nichts mit und wird nicht informiert.

Lexbase ist schon ein ziemlich krasses Tool, mit Vor- und Nachteilen. Ich finde es ganz nützlich, dass man so einfach mal schnell jemanden überprüfen kann. Beispielsweise einen Babysitter, den ihr buchen wollte. Oder einen Vermieter, von dem ihr eine Wohnung in Stockholm in zweiter Hand mieten wollt ohne an einen Betrüger zu geraten. Die Kartensuche ist darüber hinaus interessant wenn ihr umziehen und schauen wollt, in was für eine Gegend ihr zieht. Ballungszentren wie Hässelby Strand, Tensta, Rinekby, Botkyrka, Haninge oder Jordbro lassen sich auf der Karte schnell ausmachen. Nicht wirklich überraschend findet man in Nacka, Bromma oder auf Lidingö weniger Punkte auf der Karte. Allerdings muss man sich darüber im klaren sein, dass wirklich alle Fälle zugänglich sind. Also auch Sachen die ich persönlich ”weniger schlimm” finde wie Ladendiebstahl, File-Sharing, Verkehrsdelikte, Beleidigungen usw. Da man die jeweilige Tat aber ohne zu bezahlen nicht einsehen kann, werden erstmal alle Personen über einen Kamm geschoren. Man sieht nur wer etwas gemacht hat. Aber nicht ob jemand erstochen oder ein Lippenstift für 100 SEK geklaut wurde.

Sonntag, 26. Januar 2014

Elternzeit planen

In den letzten Tagen haben wir uns ein wenig mit dem Thema Elternzeit in Schweden auseinandergesetzt. Ich kann Euch sagen, dass ist echt kompliziert. Normalerweise werden die meisten Sachen in Schweden auf einfache Art und Weise gelöst. Elternzeit und Elterngeld scheinen irgendwie eine Ausnahme zu sein.

Die Elternzeit heißt in Schweden Föräldraledighet. Wenn Ihr in Schweden wohnt und hier ein Kind bekommt, stehen Euch insgesamt 480 Tage (ca. 16 Monate) Elternzeit zu. Diese 480 Tage teilt man sich mit seinem Partner, wobei ähnlich wie in Deutschland jeder Partner 60 Tage exklusiv nutzen muss. Diese 60 Tage kann man seinem Partner nicht überschreiben. Im ersten Jahr dürfen beide Elternteile wenn gewünscht auch gleichzeitig zu Hause bleiben und diese Tage als Elternzeit nehmen.

Interessant wird es beim Thema Elterngeld. Die oben genannten 480 Tage sind Tage, an denen Euch das volle Elterngeld von 100% zur Verfügung steht. Alternativ kann man diese Zeit aber noch „strecken“. Wer es finanziell stemmen kann, muss sich nicht das volle Elterngeld auszahlen lassen. Alternativ kann man sich auch nur 75%, 50%, 25% und sogar 12,5% auszahlen lassen. Lasse ich mir nur 50% als Elterngeld bezahlen, kann ich aus einem Tag zwei Tage Elternzeit machen. Der Gedanke ist eigentlich, dass man die restliche Zeit arbeiten geht (bei 50% also 4 Stunden arbeiten). Das ist aber keine Pflicht glaube ich. Recht fortschrittlich ist das System, mit dem die Tage und die gewünschte Höhe des Elterngeldes erfasst werden. Das läuft alles über die Webseite von der Försäkringskassa, der einzigen Krankenkasse in Schweden. Dort loggt man sich mit einer so genannten e-Legitimation ein. Für e-Legitimation gibt es mehrere Varianten. Man kann sich einen Kartenleser bestellen, der dann Personalausweis oder Bankkarte ausliest. Man kann sich das Programm BankID auf seinem Handy installieren oder einfach bei seiner Bank einloggen und ein Zertifikat runterladen und im Browser installieren. Ist man dann bei der Försäkringskassa eingeloggt, meldet man zunächst seine Elternzeit an. In diesem Schritt muss man noch keine konkreten Tage angeben, sondern meldet nur an, dass man bald ein Kind bekommt. Diesen Schritt macht man am besten schon bevor das Kind geboren ist. Die Försäkringskassa kontaktiert darauf den Arbeitgeber und fragt Euer Gehalt ab.

Das Elterngeld gibt es in Schweden nämlich in zwei unterschiedlichen Höhen. Einmal basierend auf Eurem normalen Einkommen der letzten 12 Monate (SGI Niveau) und einmal auf Niedrigniveau (Lägstnivå). Für das SGI Niveau seit Ihr berechtigt, wenn ihr mindestens 240 Tage vor der Geburt in Schweden gearbeitet und mindestens 180 SEK pro Tag verdient habt. Die oben angesprochenen 480 Tage werden wie folgt aufgeteilt (wenn ihr 100% Elterngeld auszahlen lasst). Jeder Elternteil erhält: 135 Tage auf SGI Niveau die man seinem Partner überschreiben kann, 45 Tage auf Niedrigniveau die man überschreiben kann und 60 Tage auf SGI Niveau die man nur selbst nehmen kann. Macht 240 Tage je Elternteil.

Was bekommt man auf SGI Niveau ausgezahlt? Dazu nehmt ihr Euer Jahresgehalt, multipliziert es mit 0,97 und nehmt davon 80%. Diesen Betrag teilt ihr durch 365 und bekommt somit den Betrag, der Euch an einem Tag mit 100% Elterngeld zusteht. Allerdings gibt es eine Deckelung. Jedes Jahr wird vom statistischen Zentralbüro Schwedens ein so genannter „Preisgrund“ (Prisbasbelopp) errechnet. 2014 liegt der Prisbasbelopp bei 44.400 SEK. Zum Vergleich: er lag 1982 bei 17.800 SEK und 1957 bei 4.000 SEK. Von Eurem Jahresgehalt werden maximal 10 * Prisbasbelopp für das SGI Niveau angerechnet. Das ist blöd für Leute die mehr verdienen. Schweden ist halt ein Land, in dem viel Wert auf Gleichheit gelegt wird. Trotzdem muss man sagen, dass man durch die Deckelung schon spürbar weniger im Monat zur Verfügung hat – was die Elternzeit für Besserbezahlte irgendwie nicht mehr so attraktiv macht. Um dem entgegen zu wirken, haben einige Firmen für Ihre Angestellten Sonderregelungen geschaffen. Bei Electronic Arts (DICE) bekommen wir beispielsweise den Differenzbetrag zwischen Elterngeld und Gehalt vom Arbeitgeber geschenkt. Allerdings nicht über die komplette Elternzeit sondern nur über ein paar Monate (je nach dem wie lange man schon angestellt ist). Für einige kann auch eine Art Versicherung in Frage kommen, die diesen Verlust auffängt.

Wesentlich einfacher hingegen ist das Nidrigniveau (45 Tage) auf dem man nur 180 SEK am Tag bekommt. Welche Tage man sich auf welchen Niveau und zu welchem Prozentsatz auszahlen lässt, legt man wie gesagt online auf der Webseite der Försäkringskassa fest. Das ist ziemlich einfach und bequem. Kindergeld gibt es in Schweden auch. Man bekommt 1.050 SEK.

Wenn das Kind zur Welt kommt, stehen dem Papa übrigens auch noch 10 freie Tage zu. Diese muss man innerhalb von 60 Tagen nach Geburt „verwenden“. Diese 10 Tage zählen nicht als Elternzeit, sondern als freie Tage im Zusammenhang mit der Geburt. Auch hier kann man wieder strecken, indem man sich nur 75%, 50%, 25% oder 12,5%. Die 10-Tage muss man extra anmelden, spätestens am Tag an dem das Kind geboren wird.

Wie ihr seht, ist das mit Elternzeit und Elterngeld in Schweden nicht so einfach. Auf einige Dinge bin ich dabei noch gar nicht eingegangen (z.B. Gravidpenning, Jämställdhetsbonus oder veränderter SGI nach einem Jahr Elternzeit).

Foto: bradbrundage (CC)

Freitag, 24. Januar 2014

Neustart und Wohnung in Stockholm

Am 1. März 2014 fängt ein ehemaliger Arbeitskollege und Freund von uns an in Stockholm zu arbeiten. Er kommt eigentlich aus den Niederlanden und hat mit uns in Tromsø gewohnt bevor er ein Jahr in Tokio gearbeitet hat. Ich habe ihm in dieser Woche etwas dabei geholfen eine Wohnung zu suchen. Und ja, es ist immer noch verdammt schwer eine Wohnung zur Miete in Stockholm zu finden. Normalerweise sucht man ja auf Blocket oder Seiten wie andrahand.se oder kvalster.se. Alternativ registriert man sich für 695,- SEK für 45 Tage auf Bostaddirekt, damit man die Vermieter dort kontaktieren kann und außerdem vor allen anderen über neue Wohnungen informiert wird.

Zunächst habe ich meinem Kumpel Tom aber erstmal geraten, sich so schnell wie möglich beim Migrationsverket anzumelden. Dort registriert man sich als EU-Bürger wenn man länger als 3 Monate in Schweden bleiben will und bekommt von denen ein so genanntes Upphållsrätt (Right of Residence). Mit diesem in der Tasche kann man dann zum Finanzamt (Skatteverket) gehen und eine Personennummer beantragen. Diese wird in Schweden für fast alles benötigt. Beispielsweise wenn man Strom, Internet oder Fernsehen für seine Mietwohnung anmelden will. Die Personennummer braucht man auch um ein schwedisches Konto zu eröffnen. Ich schätze, dass das Migrationsverket zur Bearbeitung für das Upphållsrätt 3-4 Wochen braucht. Das Finanzamt braucht 1-2 Wochen würde ich denken. Sollte ungefähr passen bis Anfang März.

Pustekuchen! Ich habe folgenden Hinweis auf der Seite vom Migrationsverket gesehen: „Anträge die mehr als eine Woche vor dem Arbeitsbeginn gestellt werden, werden automatisch abgeleht“. Was für ein neuer schwedischer Schwachsinn! Im Klartext bedeutet das für Neuankömmlinge, dass sie keine Vorarbeit mehr leisten können und die ersten Wochen ohne Personennummer auskommen müssen. Ich hatte so was ähnliches ja schon mal vor 3 Jahren in Norwegen erlebt. Dort war die Frist für gültige Anträge aber zwei Wochen vor Arbeitsbeginn. Außerdem geht man in Norwegen auch persönlich hin, um seinen Registreringsbevis (sowas wie Upphållsrätt) zu bekommen und muss keine 3-4 Wochen warten.

Positives gibt es dann aber doch in Sachen Wohnungssuche zu vermelden. Normalerweise geht ja meine Response Rate für Anfragen auf Blocket (wenn ich jemanden anschreibe) gegen Null. Wenn ich so zehn Leute anschreibe dann antwortet mir vielleicht einer. Das liegt nicht daran, dass die Schweden alle unfreundlich sind sondern Blocket einfach total überlaufen ist. Auf eine Wohnungsanzeige melden sich so viele Leute, dass der Vermieter gar nicht alle Anfragen beantworten kann. Ein Freund hat mir jetzt den Tip gegeben, selbst eine Anzeige unter der Rubrik „Önskar hyra“ zu erstellen. Das habe ich gemacht. Komplett in Schwedisch geschrieben mit Foto usw. Die Anzeige hat 125 SEK gekostet und was soll ich sagen - nach 2 Tagen hatten wir schon 12 Angebote per Email. Am Wochenende gehe ich zu 2 Besichtigungen. Nächste Woche kommt Tom nach Stockholm geflogen und wir gehen nochmal 3 weitere Wohnungen anschauen.

Inzwischen kommen kaum noch Angebote per Email rein. Das liegt daran, dass die Anzeige immer weiter nach hinten rutscht wenn andere Leute eine Annonce schalten. Nach 3 Tagen ist unsere Anzeige jetzt schon auf Seite 3. Wer es richtig ernst meint: es gibt bei Blocket auch die Option die Annonce immer wieder ganz nach vorne rutschen zu lassen. Dieses Feature kostet allerdings 320 SEK extra. Alternativ kann man seine Anzeige in einer Gallerie anzeigen lassen, die immer rechts angezeigt wird. Das kostet dann 130 SEK. Ihr seht das Ganze ist eBay nicht ganz unähnlich. Ich kann das mit der eigenen Annonce weiter empfehlen. Idealerweise kennt ihr jemanden der Schwedisch kann und Euch den Text schreibt bzw. Emails beantwortet. Dadurch erhöht ihr Eure Chancen um ein Vielfaches.

Noch mehr erhöht man seine Chancen außerdem, wenn man in Stockholm direkt vor Ort ist, wenn die Anzeige geschaltet wird. Dann klappt es besser mit Besichtigungen. Da Tom erst nächste Woche hergeflogen kommt, müssen wir die meisten Vermieter hinhalten. Die versuchen in der Regel aber so schnell wie möglich zu vermieten. Nächste Woche kann es schon zu spät sein. Pro Tipp: sucht Euch eine billige Unterkunft in Stockholm und koordiniert die Wohnungssuche von hier. Falls es gar nicht klappt mit der Wohnung – in diesem Hotel könnt ihr den ganzen Monat für 8.924 SEK wohnen.