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Freitag, 17. Juli 2015

Deutsches Fernsehen

Seit dieser Woche gibt es endlich eine einfache und legale Möglichkeit hier in Schweden deutsches Fernsehen über das Internet zu schauen. Bei Magine TV kann man jetzt ein Zusatzpaket mit 17 deutschen Sendern für 69 SEK im Monat buchen. Für mich ist das eine ziemlich geniale Neuerung. Eigentlich sind fast alle legalen Streaming-Angebote wie Netflix, HBO, Zattoo oder eben Magine gewissen Länderrestriktionen unterworfen, d.h. deutsches Fernsehen nur mit deutschem Internetzugang, schwedisches Fernsehen nur in Schweden usw. Keine Ahnung wie es Magine TV rechtlich geschafft hat, diese Beschränkung in Schweden zu umgehen.

Bisher sah mein Setup für deutsches Fernsehen wie folgt aus. ZDF als legal gebuchter Zusatzkanal bei Comhem im Kabelfernsehen. Zusätzlich einen zweiter Router (Asus RT-N16) mit VPN Unterstützung. Diesen Router lasse ich über einen VPN Account bei Private Internet Access über einen deutschen Server in Netz gehen. Der Account kostet $39.95 im Jahr. Alle Geräte, die sich mit diesem Router verbinden, bekommen dadurch eine deutsche IP Adresse. Angeschlossen habe ich zum Beispiel unseren Samsung Smart TV, auf dem wir die Zattoo App installiert haben. Der Zattoo HiQ Account kostet 27,99€ für 3 Monate. Dieses Setup funktioniert soweit ganz gut. Leider lässt die Übertragungsgeschwindigkeit über den VPN je nach Tageszeit manchmal etwas zu wünschen übrig, was sich durch Abbrüche und Pausen zum Nachladen bemerkbar macht.

Mit dem neuen Angebot von Magine TV wird einiges einfacher. Der zweite Router wird nicht mehr gebraucht. Der VPN Zugang und das Zattoo Abo können weg. Alles in allem sparen wir sogar Geld. Habe die Magine App auf dem Samsung gestern ausprobiert und es funktioniert einwandfrei. Dadurch das wir keinen VPN mehr brauchen, haben wir die volle Übertragungsgeschwindigkeit unserer Internetverbindung zur Verfügung (100 Mbit/s). Fehlerfreies Streaming ohne Nachladepausen. Leider gibt es bisher in diesem Paket bei Magine TV keine HD Sender. Die Bildqualität ist trotzdem - wenn der Stream einige Zeit gelaufen ist - gut bis sehr gut. Ich hoffe das Magine noch einige weitere Sender, gerne in HD, in das deutsche Paket aufnimmt.

Achja, eigentlich schauen wir gar nicht so viel deutsches Fernsehen :) Hauptsächlich brauchen wir das, wenn mal Besuch aus Deutschland da ist.

Donnerstag, 16. Juli 2015

Kindergartenplatz

In weniger als einem Monat ist es für Jesper soweit, dann kommt er in den Kindergarten. Sein Kindergarten ist gar nicht weit weg und ist eine so genannte Föräldrakooperativ. Das ist eine Rechtsform für Schulen, Kindergärten und Schulhorte in Schweden. Dabei handelt es sich um ein Zwischending zwischen privater und öffentlicher Einrichtung. Die Eltern schließen sich in einer privat geführten Vereinigung zusammen, die mit öffentlichen Geldern und Beiträgen finanziert wird. Im Gegensatz dazu gibt es auch komplett öffentlich geführte Kindergärten von der Gemeinde. Diesen Kindergartenplatz zu bekommen, war wie eine kleine Achterbahnfahrt für uns.

Wir haben uns bereits ganz früh darum gekümmert, da die Kindergartenplätze wie in Deutschland auch in Schweden knapp sind. Wir wohnen in der Gemeinde (Kommun) Huddinge. Hier hat jedes Kind ein Anrecht auf einen Kindergartenplatz. Ich glaube das gilt überall in Schweden. Wenn es allerdings keine freien Kindergartenplätze im Wohnbereich gibt, kann es passieren, dass man einen Kindergartenplatz sehr weit entfernt zugeteilt bekommt. Deswegen sollte man sich am Besten gleich nach der Geburt des Kindes darum kümmern und sich in die Warteliste der Gemeinde eintragen. Das kann man alles - wie in Schweden Standard - online machen. So eine Warteliste gibt es in Schweden übrigens auch für Mietwohnungen (Bostadskö). In unserer Gemeinde kann man sich maximal 5 Kindergärten aussuchen und seine persönliche Top 5 erstellen. Mit etwas Glück bekommt man dann einen Platz in einem der gewünschten Kindergärten zugeteilt.

Das System mit der Warteliste sollte eigentlich so funktionieren, dass die Plätze zuerst an die Kinder verteilt werden, die am längsten warten. In der Praxis funktioniert es allerdings etwas anders. Die Kindergärten in Huddinge melden zuerst an die zuständige Sachbearbeiterin der Gemeinde, wie viele freie Plätze sie haben. Die Sachbearbeiterin arbeitet danach die Warteliste von oben ab und fragt bei den Kindergärten entsprechend der jeweiligen Top 5 der Eltern an. Die Kindergärten können nun Kinder ablehnen. Zum Beispiel damit nicht zu viele Jungen und Mädchen in einer Gruppe sind. Kinder, die bereits ein Geschwisterkind im Kindergarten haben, erhalten außerdem Vorzug.

Wie aber wählt man seine Top 5 Kindergärten? Es gibt von der Gemeinde eine sehr gute Webseite, auf der man Kindergärten, Schulen usw. vergleichen kann. Dort sieht man wie viele Kinder in einen Kindergarten gehen, wie viele Betreuer eine pädagogische Ausbildung haben und wie der Kindergarten von den Eltern bewertet wurde. Richtig gute Seite! Hilfreich ist es außerdem, wenn man andere Eltern kennt, die man nach ihren Erfahrungen befragen kann. Hat man seine Kandidaten gefunden, kann man im Kindergarten anrufen und einen Besichtigungstermin vereinbaren. Das kann ich nur empfehlen. Es ist immer gut sich ein Bild vor Ort zu machen.

Wie gesagt, hatten wir unsere Liste mit Kindergartenkandidaten für Jesper relativ zeitig fertig gemacht. Auf Platz 1 stand die oben beschriebene Föräldrakooperativ. Leider bekamen wir von denen relativ schnell eine Absage. Da sie nur zwei kleine Gruppen mit 8 bis 9 Kindern haben und einige Geschwister anfangen, waren keine Plätze frei. Weiterhin nachteilig - im Bezug auf Kindergarten - entpuppte sich unser Umzug Ende Juli. Da wir in den Nachbarort ziehen, haben wir unsere Top 5 noch einmal geändert. Angeblich verliert man dadurch seinen ursprünglichen Platz auf der Warteliste nicht!

Wir wollten, dass Jesper nach Ende der Ferienzeit im August in den Kindergarten kommt. Die Bescheide der Gemeinde, welcher Kindergarten es geworden ist, werden immer drei Monate vorher versendet. Wir bekamen keinen Bescheid! Alle Eltern im Bekanntenkreis, auch Eltern die sich viel später als wir in die Warteliste eingetragen haben, bekamen einen Kindergartenplatz zugeteilt. Erst auf unsere Nachfrage, bekamen wir eine Woche später unseren Bescheid. Sah so aus als ob sie uns übergangen hatten - vielleicht wegen unseren nachträglichen Änderungen?

Der zugeteilte Platz war eine Enttäuschung! Jesper sollte in einen Kindergarten namens Tuvan gehen, der gar nicht auf unserer Liste stand. Von dem wir noch nie was gehört hatten und auch erst ab Mitte September. Der im Vergleich einige schlechte Noten bekommen hatte. Wo die Kinder in einem Baucontainer untergebracht waren. Wo ein Außenbereich quasi nicht vorhanden war. Dieser Kindergarten wird außerdem Ende des Jahres geschlossen. Ihr könnt sicher verstehen, dass wir nicht gerade Luftsprünge gemacht haben. Nadine wollte gerne mit der Sachbearbeiterin persönlich sprechen, wurde aber nicht zu ihr vorgelassen. Es kommen wohl öfter aufgebrachte Eltern nach Huddinge :)

In einem Telefonat konnte sie die Sache aber klären. Der Masterplan war wohl, dass Jesper ab Dezember in einen ganz neu gebauten Kindergarten gehen sollte und bis dahin im Kindergarten Tuvan untergebracht wird. Die Gemeinde Huddinge baut direkt neben dem Östra Gymnasium in Skogås den Kindergarten Nytorps Mosse. Die Arbeiten sind schon weit fortgeschritten. Eröffnung ist für November geplant. Ich denke das wird ein richtig guter Kindergarten. Für uns war das soweit in Ordnung. Allerdings gab es keine Garantie, dass Jesper ab Dezember wirklich in diesen neuen Kindergarten wechseln kann.

Die Geschichte kommt aber doch noch zu einem guten Abschluss. In unserem an Nummer #1 gesetzten Kindergarten (Föräldrakooperativ) wurde nämlich doch noch ein Platz frei. Ich denke da ist ein Kind abgesprungen. Zusammen mit diesem Kindergarten und der Sachbearbeiterin aus Huddinge, konnten wir alles noch einmal ändern und haben jetzt unseren Wunschkindergarten für Jesper.

Mittwoch, 15. Juli 2015

Schwedische Staatsbürgerschaft

Warum die lange Blogabstinenz nicht mit einem Kracher beenden. Seit einigen Wochen habe ich die schwedische Staatsbürgerschaft! Das Ganze hat sich ziemlich lange hingezogen. 9 Monate um genau zu sein. Kurz nach der Geburt von Jesper, der bei seiner Geburt ja automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft der Eltern erhalten hat, habe ich beim Migrationsverket für uns einen Antrag auf schwedische Staatsbürgerschaft eingereicht. Den Antrag kann man direkt online stellen.

Um ein Schwede zu werden, muss man mindestens 5 Jahre in Schweden gelebt haben. In dieser Zeit darf man keine Straftat begehen und nicht im Kronofogden landen. Kronofogden ist die letzte Instanz, wo man landet wenn man Zahlungsschwierigkeiten hat. Im weiteren Sinne vergleichbar mit einem Eintrag bei der Schufa, nur das die Schufa selbst kein Geld eintreibt. Sind alle Voraussetzungen gegeben, füllt man einfach online seinen Antrag aus und schickt diesen ausgedruckt zusammen mit seinen Identitätsdokumenten im Original an das Migrationsverket nach Norrköping. Hier kommt der erste Haken. Man muss seinen Pass wegschicken und ist diesen für fast ein Jahr los. In dieser Zeit sollte man also keine Flugreisen außerhalb der europäischen Union planen (Schengen). Zwar gibt es die Möglichkeit auf Nachfrage den Pass zurückzuerhalten, allerdings weiß ich nicht, ob das so reibungslos funktioniert und ob es nicht die Bearbeitung noch weiter verzögert. Fairerweise muss man erwähnen, dass es auch noch andere Wege gibt seine Identität nachzuweisen. Ich schätze eine offiziell beglaubigte Geburtsurkunde aus Deutschland sollte auch funktionieren.

Pass und Antrag habe ich zur Sicherheit als Einschreiben (REK) geschickt. Ich habe keine Bestätigung erhalten, dass die Unterlagen wirklich angekommen sind. Man erhält jedoch eine so genannte Kontrollnummer, mit der man online den Bearbeitungsstatus einsehen kann. Soweit so gut. Unser Antrag wurde am 25. Juli 2014 abgeschickt. Am 1. September 2014 wollte ich mit Hilfe der Kontrollnummer nachschauen, ob die Dokumente angekommen sind, bekam stattdessen aber nur die Fehlermeldung das mein Antrag nicht gefunden werden konnte. Also habe ich am gleichen Tag eine E-mail an das Migrationsverket geschrieben, die erst am 20. Oktober 2014 beantwortet wurde! Als Antwort wurde mir mitgeteilt, dass man nur nach der Kontrollnummer suchen kann, wenn seit Einreichung des Antrags nicht mehr als 90 Tage vergangen sind. Das kann allerdings so nicht stimmen! Zum Zeitpunkt meiner Suche waren noch keine 90 Tage vergangen. Wenn ich heute, fast ein Jahr später, nach meiner Kontrollnummer 52901560 suche, bekomme ich einen Treffer. Weiterhin wurde mir noch mitgeteilt, dass alle Dokumente wohlbehalten angekommen sind und das ich außerdem noch die Bearbeitungsnummer 10876825 habe. Auch nach dieser Nummer kann man auf der Homepage vom Migrationsverket noch suchen, falls Ihr es selbst testen möchtet.

Die Monate vergingen. Ich hörte nie etwas vom Migrationsverket, bis ich eines Tages einen Anruf in Abwesenheit hatte - von einer Nummer, die ich nicht kannte. Ich suchte nach der Nummer und kam schnell drauf, dass es das Migrationsverket war. Ich rief zurück und sprach auf die Voice-Mailbox. Am nächsten Tag rief mich ein Sachbearbeiter zurück, an dessen weniger gutem Schwedisch man schnell heraushören konnte, dass auch er einen Migrationshintergrund hatte. Er hatte eine Nachfrage wegen unserer anderthalb Jahre in Norwegen. Vor dem Beschluss sollte ich eine schriftliche Erklärung dazu abgeben. Eigentlich soll man nämlich als Voraussetzung fünf Jahre am Stück in Schweden wohnen. Nicht wie wir - 3 Jahre Schweden, dann anderthalb Jahre in Norwegen und dann wieder 2 Jahre in Schweden. Der freundliche Sachbearbeiter gab mir allerdings noch den Tipp, dass es unsere Chance auf einen positiven Bescheid erhöhen würde, wenn wir schreiben, dass unsere Zeit in Norwegen immer nur befristet geplant war. Da ich in Norwegen und danach in Schweden für den gleichen Arbeitgeber gearbeitet habe (noch arbeite), schrieb ich einfach etwas von einer befristeten Versetzung ins Ausland.

Keine zwei Wochen vergingen und ich durfte ein Einschreiben von der Post abholen. Dort waren unsere inzwischen abgelaufenen deutschen Pässe, zusammen mit der Urkunde „Bevis om svenkt medborgarskap“ drin. Yay - Antrag bewilligt! Das war es eigentlich schon. Ach ja, der Antrag kostet 1500 SEK, die man am Anfang überweisen muss und nicht wiederkriegt, falls der Antrag abgelehnt wird. Meine deutsche Staatsbürgerschaft durfte ich natürlich behalten. Ich habe jetzt also die doppelte Staatsbürgerschaft. Um das Ganze offiziell zu machen, habe ich darauf gleich noch einen neuen schwedischen Pass und einen Personalausweis beantragt. Diese Dokumente werden auf speziellen Polizeistationen in Schweden ausgestellt. Man beantragt zunächst online einen Termin. Passfotos muss man keine mitbringen, die werden direkt vor Ort gemacht. Die Bearbeitung geht echt schnell und dauert nur zirka eine Woche. Man bekommt eine SMS und holt dann einfach seine neuen Ausweisdokumente ab. Mein neuer schwedischer Pass ist 5 Jahre gültig.

Was bringt mir die schwedische Staatsbürgerschaft? Ich kann an Wahlen des schwedischen Parlaments teilnehmen und nicht nur an Kommunalwahlen. Ich kann für staatliche Einrichtungen wie das Skatteverket oder Pensionsmyndigheten arbeiten. Einige Arbeitgeber im IT-Bereich wie Palantir Systems setzen eine schwedische Staatsbürgerschaft voraus, da Sie für militärische Institutionen arbeiten. Ich habe eine unbegrenzte Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung für die Länder der nordischen Passunion (Norwegen, Dänemark, Finnland und Island). Passt.