So, nach fast 2 Monaten SFI Kurs ist es Zeit für ein erstes Fazit. Entgegen allem, was ich vorher von anderen Ausländern über die SFI gehört habe, gefällt mir das Ganze recht gut. Nadine und ich hatten ja vorher in Stockholm einen selbst bezahlten Schwedischkurs belegt. Für diesen
Kurs haben wir je Person und 10 Mal je 3 Stunden rund 190 Euro bezahlt. Dummerweise war unser Schwedisch zu diesem Zeitpunkt bereits besser als das Kursniveau, so dass wir kaum noch was lernen konnten. Unser Fehler, ein Kurs für Fortgeschrittene wäre besser gewesen.
In diesem Punkt ist es bei der SFI besser. Jeder muss einen kleinen Schwedischtest machen, mit dem das Niveau des Teilnehmers eingeschätzt wird. Um Euch für den SFI Kurs anzumelden, sind folgende Schritte notwendig. Ihr kommt in Schweden an und beantragt Eure Personennummer beim Skatteverket. Wenn das Skatteverket Euch die Personennummer ausstellt, erhaltet ihr gleichzeitig per Post einen Personenbevis (Identitätsnachweis) für die SFI. Damit habt ihr alles, was man für den SFI Schwedischkurs braucht. Idealerweise belegt man einen SFI Kurs in der Kommune in der man wohnt. Das ist allerdings keine Pflicht. Wenn ihr von Freunden oder Kollegen von einer guten SFI Schule erfahren habt, könnt ihr auch dort lernen. Beispielsweise wurde mir die SFI in Bromma empfohlen.
Sich für einen SFI Kurs in einer anderen Kommun anzumelden hat leider den Nachteil, dass viele Formulare zwischen den beiden Schulen hin- und hergeschickt werden. Dabei kann leicht
etwas verloren gehen und ihr erhaltet keinen Platz im Sprachkurs. Die Schweden sind nämlich nicht gerade besonders pro-aktiv. Wenn Unterlagen verloren gehen oder fehlen, könnt ihr davon ausgehen das euch niemand von alleine darüber informiert, sondern ihr selbst nachfragen müsst warum das so lange dauert.
Der Anmeldungsantrag muss in jedem Fall in der Kommun in der ihr wohnt ausgefüllt werden. Anschließend werdet ihr zum Test eingeladen. Der Test besteht aus einem fünfminütigen Gespräch in Schwedisch. Dort müsst ihr erzählen wo ihr herkommt, wo ihr wohnt, was ihr in Schweden macht usw. Achtung: hier müsst ihr unbedingt Bescheid sagen, wenn ihr woanders einen SFI Kurs belegen wollt. Anschließen gibt es noch einen schriftlichen Testteil der zirka eine halbe Stunde dauert. Wenn ich mich richtig erinnere, besteht der schriftliche Test aus 3 Teilen. Zuerst müssen verschiedene schwedische Fragewörter (Var, Vem, Vad, Hur etc.) korrekt eingesetzt werden. Dann gibt es einen Text den man durchlesen und anschließend dazu Fragen in vollen Sätzen beantworten muss. Zum Abschluss gilt es eine kurze Geschichte über sich selbst zu verfassen. Von Vorteil ist es auf jeden Fall wenn man bereits Vorkenntnisse in Schwedisch hat. Wir hatten in Deutschland zwei Schwedisch Kurse in der
Volkshochschule Berlin-Reinickendorf - Hallo Herr Andren :) - belegt.
Die Testergebnisse werden dann an die SFI Eurer Wahl übermittelt. Basierend auf den Resultaten wird Euch ein Schwedischkurs zugeteilt. Der Weg, den jeder Einwanderer an der SFI durchläuft kann in etwa so dargestellt werden.
Die einzelnen Segmente in den Balken haben jeweils ein SFI interne Bezeichnung. Schritt 1: A1 (dunkelblau) und B1 (hellblau). Schritt 2: B2 (dunkelblau), C2 (hellblau), D+ (türkis). Schritt 3: C3 (dunkelblau) und D3 (hellblau). Basierend auf Eurem Schwedischtest werdet ihr einem Kurs zugeteilt. Ich habe in einem C3 Kurs (rechts unten dunkelblau) angefangen, der allerdings nach einem Monat aufgelöst wurde, so dass ich inzwischen in einem D3 Kurs bin (rechts oben hellblau).
A1 ist für Einwanderer ohne Schulbildung, die zu großen Teilen auch nicht Schreiben oder Lesen können. B1 baut auf diesen Kurs auf. B2 ist oft (jedoch nicht ausschließlich) für Einsteiger aus nicht-europäischen Ländern, die aber an das Schulsystem gewöhnt sind. C2 und D+ bauen darauf auf. C3 ist für Einsteiger aus europäischen Ländern. Als Deutscher wird man also in C3 oder C2 einsteigen, die beide ähnlich sind. C3 ist für Auswanderer aus Deutschland ohne tiefere Vorkenntnisse der schwedischen Sprache auf jeden Fall die bessere Wahl, da dieser Kurs quasi bei Null anfängt (Vad heter du? Ett, två, tre bla, bla). Da ich schon etwas Schwedisch konnte hat man mich in einen laufenden C3 Kurs, der bereits seit gut 6 Monaten stattfand, gesteckt. In C2 oder D3 ohne Vorkenntnisse anfangen ist hart, da die anderen Teilnehmer SFI bereits seit Monaten besuchen und sich schon recht fließend in Schwedisch unterhalten.
Der ganze SFI Kurs dauert je nach Wissensstand rund ein Jahr. Mein D3 Kurs trifft sich zweimal die Woche abends für 2 ½ Stunden. Es ist jedoch keine Pflicht zu jedem Termin zu erscheinen. Das Niveau in D3 ist definitiv höher als das was ich zurzeit so drauf habe in Schwedisch. Wir schauen schwedische Nachrichtenbeiträge auf Video und unterhalten uns dann darüber. Wir lesen recht komplizierte Texte und müssen dazu Fragen beantworten. Wir bekommen einen Batzen neuer Vokabeln und müssen die im richtigen Kontext einsetzen. Die Kursstärke liegt bei rund 20 Teilnehmern, wovon mindestens 10 Schüler aus Polen kommen. Der Rest kommt aus Serbien, Chile, Türkei, Bulgarien, Thailand, Ägypten, Israel oder eben Deutschland. Das man sich mit jemandem hier Englisch unterhalten kann, ist eher die Ausnahme - ein paar Broken schwedische Sprache muss man also drauf haben wenn man sich mit Mitschülern austauschen will.
Das Lernniveau ist also in D3 sehr hoch und fordernd, was mir wiederum nur helfen kann schneller Schwedisch zu lernen. Ein ähnlich langer und umfangreicher Kurs bei Medborgarskolan oder Studiefrämjandet wäre wahrscheinlich unbezahlbar.