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Donnerstag, 7. Mai 2009

Gallen-OP vorbei

So, meine Operation an der Galle habe ich nun hinter mir. Die Gallenblase ist raus. Ich war tierisch aufgeregt, da es die erste Operation seit meiner Kindheit war. Im Rückblick ist aber alles total unproblematisch verlaufen.

Ursprünglicherweise hatte ich ja in meiner schriftlichen Benachrichtigung vom Stockholmer Ersta Sjukhus, früh 7:15 Uhr als Termin bekommen. Einen Tag vor der Operation, rief mich dann eine Schwester auf dem Handy an und erklärte mir in Schwedisch, dass ich doch erst um 10:30 Uhr erscheinen müsse. Die Operation wurde etwas nach hinten verschoben. Wie ich später erfahren habe, hatte mein Arzt an diesem Tag bereits 2 andere Gallen-Operationen hinter sich gebracht. In der gleichen Woche sogar insgesamt 8. Das Ganze ist also mehr oder weniger Routine, zumindest für das Krankenhaus.

Ich kam völlig aufgeregt mit Nadine im Ersta Sjukhus an. Zunächst einmal durften wir rund eine halbe Stunde warten. Dann kam Dr. Magnusson, mein Arzt, kurz vorbei und wir redeten miteinander. Er malte mir mit einem Filzstift vier X Markierungen auf den Bauch. Eine direkt im Bauchnabel, drei weitere unter dem rechten Rippenbogen. Er meinte, dass nach der Operation die Wunde im Bauchnabel am meisten weh tut. Das konnte ich später allerdings nicht bestätigen. Anschliessend gab er mir noch einige allgemeine Anweisungen, wie ich mich in den nächsten Wochen nach der Gallen Operation verhalten sollte. So gut es geht, sollte ich Fett im Essen vermeiden, nicht Baden nur Duschen, ab und zu Verbände wechseln, nicht schwer heben und ein paar Tage zuhause bleiben. Nach einem kurzen Händedruck, ging es zurück ins Wartezimmer.

Eine schwedische Schwester brachte mir eine Haarschneidemaschine, mit der ich mir den Bauch rasieren sollte. In einem Umkleideraum musste ich mir komische Strümpfe und einen Operationskittel anziehen. Anschliessend wurde kurz der Blutruck gemessen und ich bekam ein paar Medikamente, die mich schon mal in einen relaxten Zustand versetzen sollten. Dann ging es irgendwann los. Ich sagte mit mulmigen Gefühl Nadine bye-bye und half der Schwester mein Bett in den Operationsraum zu schieben. Schon irgendwie ein doofes Gefühl, dass man sich selber auf den OP-Tisch legen muss.

Die schwedischen Ärzte waren alle total nett. Wir redeten ein wenig über Deutschland, meine Schwedisch Kenntnisse und wie es uns nach Stockholm verschlagen hatte. Man liegt auf dem OP-Tisch, die Arme rechts und links auf einer (Opfertisch)Ablage. Dann wird eine Kanüle in die Hand gemacht, durch die dann ein Narkotikum ins Blut injiziiert wird. Im Laufe der Operation wird dann wohl noch eine Maske für Gas über Mund und Nase gelegt. Daran konnte ich mich später aber nicht mehr erinnern. Nach zirka 3 Minuten Wartezeit auf dem Tisch, teilte mir einer der schwedischen Ärzte mit, dass ich gleich einschlafen werde. Dann wurde mir auch schon ganz schummrig vor Augen. Zunächst versuchte ich (oder besser mein Körper) dem Schlaf zu wiederstehen. Das ging aber nur ein paar Sekunden, dann war ich weg.

Das Nächste, woran ich mich erinnere, war das Aufwachen im Aufwachraum. Ich hatte irgendwelche Geräte zur Überwachung an einem Finger angeschlossen. Ein Tropf war an meiner Hand befestigt. Ich konnte mich daran erinnern, dass ich während der Vollnarkose irgend etwas geträumt hatte. Es fühlte sich jetzt so an, wie ein ganz tiefer Mittagsschlaf, aus dem man unfreiwillig aufwacht. Man muss erstmal realisieren, wo und wann man ist. Man will am liebsten weiterschlafen und man ist etwas grantig (schlecht gelaunt). In meinem Aufwachraum lagen noch zwei andere Schweden, die dann aber vor mir ins Zimmer verlegt wurden.

Jedenfalls lag ich halb wach, halb schlafend für gut anderthalb Stunden in meinem Bett. Ich hatte vier grosse Verbände auf dem Bauch und der Verband am Bauchnabel war etwas blutig.

Spätestens ab hier, ging es nur noch mit Schwedisch weiter. Mit dem Arzt hatte ich mich noch auf Englisch unterhalten. Die schwedischen Krankenschwestern reden logischerweise zunächst direkt auf Schwedisch mit einem. Falls man gerade erst nach Schweden gekommen ist, und noch nicht so gut Schwedisch spricht, kann ich mir das relativ schwierig vorstellen. Mein Schwedisch reichte aber aus, um im Krankenhaus klar zu kommen. Die Schweden sind total verständnisvoll, was ihre Sprache angeht. Manchmal habe ich das Gefühl, man muss einfach nur drauf los reden, auch wenn nicht alles passt, wird man schon verstanden.

Nach einer Weile kam Nadine zurück und passte auf mich auf. Zusammen mit einer Schwester, schoben sie mein Bett nach 2 Stunden im Aufwachraum in mein Krankenhauszimmer. Das Zimmer war geräumig, mit Toilette und recht modern eingeräumt. Einen Fernseher gab es aber nur im Fernsehraum. Mein Krankenhauszimmer im Ersta Sjukhus war eigentlich für 3 Leute vorgesehen. Ich war in dieser Nacht aber der einzige Patient. Etwas zu Trinken, konnte man sich selbst aus der Küche holen. Essen gab es von den Krankenschwestern.

Ich hatte etwas Probleme auf der rechten Seite zu liegen, da dort die ganzen Wunden waren. Einen Tag nach der OP taten mir auch tierisch die Schultern weh. Das kommt daher, dass der Bauchraum mit Gas aufgeblasen wird und es dadurch den Brustkorb nach oben drücken kann. Aufstehen mit Anspannen der Bauchdecke ging auch überhaupt nicht. Inzwischen ist das alles aber wieder möglich. In den ersten 3 Tagen nach der Operation wird man komplett mit Schmerztabletten „abgefüllt“. Ich bekam täglich 4 Alvedon und 3 Diclofenak gegen Schmerzen.

Ich war nur eine Nacht zur Beobachtung im Ersta Sjukhus. Nadine konnte mich am nächsten Tag bereits wieder abholen. Etwas komisch fand ich, dass ich nach der Operation kein Gespräch mit einem schwedischen Arzt mehr hatte. Ich war an dem Freitag der letzte Patient und am Samstag war nur eine „Notbesetzung“ da. Da in meiner Computerdatei aber keine Anmerkungen des durchführenden Arztes vermerkt waren, riet mir die Krankenschwester nach Hause zu fahren und den Arzt am Montag anzurufen. Ich hinterlies am Montag meine Telefonnummer und Dr. Magnusson rief mich abends auf dem Handy zurück. Wie ich gehofft hatte, war die Gallen OP ganz problemlos verlaufen.

Zur Zeit bin ich noch in meiner „Diät“ Phase. Ich muss aufpassen, dass ich keine fettigen Sachen esse. Ansonsten ist von der fehlenden Galle überhaupt nichts zu merken. An den ersten fünf Tagen hatte ich nach dem Essen jedes Mal ein komisches Gefühl, so als ob mein Herz stärker arbeitet und der Bludruck steigt. Ich denke das ist normal, da der Körper sich erst umstellen muss. Es ist halt keine Galle mehr da, die Leber muss die Versorgung mit Gallenflüssigkeit allein übernehmen. Inzwischen ist das alles wieder in Ordnung. Ich habe keine Schmerzen mehr und fühle mich nach dem Essen ganz normal. Ich denke es war die richtige Entscheidung, die Gallen Operation durchführen zu lassen. Der schwedische Arzt meinte sogar, dass meine Gallenblase bereits chronisch entzündet gewesen sei und es höchste Zeit war, dass sie raus kommt. Meine Bedenken wegen der OP waren im Nachhinein unbegründet, es lief alles ganz unproblematisch.

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