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Montag, 17. März 2008

Surströmming

So nach fast zwei Wochen Pause mal wieder ein paar Worte von mir. Am Wochenende hatten wir Besuch aus Deutschland. Mein bester Kumpel war mit seiner Freundin da. Da er auf ausgefallenes Essen steht, ergab sich für mich zum ersten Mal die Gelegenheit Surströmming zu probieren. Surströmming ist eine Fischdelikatesse in Schweden, die wortwörtlich und harmloserweise übersetzt irgendwie "saurer Hering" bedeutet. Harmloserweise deshalb, da Surströmming auf der Liste des ekligsten Lebensmittel weltweit den ersten Platz einnimmt.

Die Heringe werden im Frühjahr in Dosen abgepackt, eingesalzen und über Hefegärung vergoren. In der Fischdose findet weiterhin eine Nachgärung statt, die dafür sorgt, dass jede Menge Faulgase entstehen und der Fischsut absolut eklig wird. Im August werden die Surströmminge normalerweise verkauft und der Verzehr in einige Regionen Schwedens teilweise zelebriert. Jetzt im März ist es schon wesentlich schwerer eine Dose Surströmming zu bekommen. Glücklicherweise (oder unglücklicherweise) wurden wir den Östermalmshallen fündig. In der Feinschmeckerhalle am Östermalms Torget bekommt man eigentlich fast alles irgendwie zu kaufen. Eine rote Dose " Höga Kusten Surströmming" wechselte für rund 8,50 Euro den Besitzer. Der Preis ist für Schweden recht moderat, normalerweise kostet diese Sorte nur rund 6,50 Euro. In Deutschland bezahlt man nicht selten das Dreifache davon.

Ausgestattet mit Wikipedia Fachwissen zum Surströmming Verzehr begaben wir uns nach Einbruch der Dämmerung ausgestattet mit einem vollen Wasser-Eimer, einem Dosenöffner, einigen Küchentüchern und unserer Surströmmingdose in Richtung Waldsee. Der See liegt rund 500 m von unserem Reihenhaus entfernt. Zum Glück hatten wir uns dagegen entschieden die Fischbüchse auf unserer Terasse zu öffnen. Auf einem Felsen direkt am Wasser und abseits jeder Zivilisation machten wir uns daran den "sauren Hering" im Eimer zu öffnen. Zunächst war alles harmlos, so dass mein Freund sich zu einem "ist ja gar nicht so schlimm wie ich dachte" verleiten ließ. Dann wurde der Geruch trotz absoluter Windstille jedoch immer intensiver. Vergleichen kann man den Gestank vielleicht mit einer in der Nähe befindlichen Jauchegrube, die gerade entleert wird. Ohne Übertreibung kann man den Surströmminggestank, trotzdem man sich im Freien befindet, in einem Radius von 5 bis 7 Metern riechen. Nach zirka 10 Minuten als keine Lustblasen mehr aufstiegen, machte ich mich daran die Dose mit dem Büchsenöffner vollständig zu öffnen. Eine Unternehmung, die mir nur dank meiner Fähigkeit mehr als 30 Sekunden die Luft anhalten zu können gelungen ist.

Jetzt wechselten wir zum ersten Mal das Wasser, welches sich inzwischen in braunes Brackwasser verwandelt hatte. Da uns bereits zu diesem Zeitpunkt klar war, dass wir nicht alle 7 bis 9 Heringe essen würden, entsorgten wir einen Grossteil des Fisches samt Dose im nahe gelegenen Mülleimer bevor wir den Heimweg antraten. Der Zeitpunkt bis zur Verkostung rückte nun immer näher und gleichzeitig nahm unsere Abneigung gegenüber dieser schwedischen Fischspezialität zu, denn der Geruch wollte auch nach dreimaligem

Wasser wechseln nicht weichen. Bereits an dieser Stelle möchte ich die folgende Wikipedia Aussage "Ist diese Prozedur beendet, kann der Surströmming seinen Geschmack unbeeinträchtigt von dem fauligen Sud, der ihn bei der Reifung umgab, entfalten. Er ist dann sehr milde, bei neutralem Geruch." relativieren. Doch bis zur Aufnahme des Surströmming sollten noch mehrere Bier, eine halbe Flasche schwedischer Wodka und ein mittelmäßiger "Saw IV" Film vergehen.









Kurz nach Mitternacht gab es dann kein Zurück mehr, der Surströmming wurde serviert. Jeder hatte ein zirka 1 x 1 Zentimeter großes Fischstück zu essen. Nur mit äußerster Not konnte ich es verhindern, mich sofort zu übergeben. Der Fisch schmeckte wirklich genauso, wie er vorher gerochen hatte. Milder, neutraler Geruch waren Wunschträume geblieben, der der harten Wirklichkeit von Jauchegrube, alten Reifen und Benzingeruch weichen mußten. Nur mit einem anschließenden Glas Wodka blieb der Fisch dort wo er bleiben sollte. Für mich ist Surströmming mit Abstand das Abartigste was ich jemals gegessen habe. Es wird sicherlich eine einmalige Erfahrung bleiben. Auf der anderen Seite ist so ein Surströmming Abend durchaus ein unvergeßlicher Event, über den wir noch lange sprechen werden. Wie mir heute aufgefallen ist, haben auch andere Erfahrung mit dieser schwedischen Fischdelikatesse sammeln dürfen.

5 Kommentare:

  1. Ich war live dabei und kann nur bestätigen, dass der Geruch dieser Spezialität für zarte Damennäschen nichts ist. Es ist aber ein wirklich lachhaftes Erlebnis den Männern dabei zuzuschauen. :)

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  2. hi ihr krassen gourmets,
    wo kann man so ne delikatesse kaufen/bestellen?

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  3. Tommy. Wenn Du in Stockholm bist, kannst Du das Zeug aktuell in den Östermalmshallen kaufen. Ansonsten zur Hauptsaison im August sicherlich auch im Supermarkt überall in Schweden. Wenn du es von Deutschland aus bestellen willst, würde ich zuerst mal auf surstromming.de schauen. Dort habe ich einen Link zum Shop gesehen. Ist allerdings etwas teurer als hier. Wenn Du also Geschmack daran findest und öfters eine Dose brauchst, würde ich mir vielleicht einen Vorrat aus Schweden mitbringen (lassen) :)

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  4. Surströmming ist absolut das Ekligste, was ich je gerochen habe - eine Geruchsmischung aus Aas, Kotze und Hundekot ungefähr, aber noch viel schlimmer. Pervers, wenn man so etwas auch noch probieren kann. Bei uns wurde nichts gegessen, die ganze Pracht wurde im Garten vergraben. Der Abend des Surströmming war aber trotzdem - oder gerade deswegen - sehr lustig und unvergesslich.

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  5. ......bei uns im sueden wurde der ganze doseninhalt gegessen...halt
    lauter saabfahrer.......nicht allen hats geschmeckt aber so grauslig wie ihr schreibt fands niemand.....................

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