Heute mussten wir leider eine traurige Nachricht auf Dagens Nyheter lesen. Der Sohn von unserem "Standesbeamten" (Vigselförrättare) Roland, der uns letztes Jahr im August getraut hat, ist tot. Offensichtlich wurde über ihn in der TV Dokumentation "Svensk Maffia" berichtet. Die Sendung wurde letzten Sonntag auf TV4 ausgestrahlt. Wir haben sie selbst nicht gesehen. Es ging um Gangkriminalität in Schweden und die Dokumentation basiert auf dem gleichnamigen Buch von Matti Larsson und Lasse Wierup.
Laut Dagens Nyheter hatte Rolands Sohn Martin bis zuletzt versucht die Ausstrahlung zu verhindern, da er im Bericht als krimineller Aussteiger gezeigt und mit Namen genannt wird. Heute drei Tage später wurde Martin tot in seiner Wohnung gefunden, wahrscheinlich Selbstmord. Traurig. Roland hat inzwischen Anzeige gegen TV4 erstattet. Wir haben Roland als total netten und freundlichen Menschen kennengelernt und eine sehr schöne Hochzeit mit ihm gehabt.
Leider gibt es in Schweden sehr viel organisierte Kriminalität, Gangkonflikte oder bewaffnete Raubüberfälle. Gefühlt viel mehr als in Deutschland. Das trübt das Bild von Schweden leider etwas wenn man hier wohnt.
Mittwoch, 9. Februar 2011
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Ja, das finde ich auch: die Kriminalitätsrate ist schon drastisch in die Höhe geschnellt, in den vergangenen Jahren.
AntwortenLöschenAuch ich lebe einen Grossteil des Jahres in Südschweden und erlebe das hin- u wieder leider hautnah.
Was ich an der Geschichte 'typisch schwedisch' finde, ist allerdings die Reaktion des Redaktionsleiters. Er zieht sich auf einen formaljouristisch - wie er meint - nicht angreifbares Terrain zurück.
Kein Wort des Bedauerns, keine Geste des Nachdenkens über ethische Aspekte ('Enthüllungsjournalismus'), kein Wort an die Familie.
Das ist eine soziale Kälte - oder sollte ich sagen, mangelnde soziale Intelligenz? - die ich in Schweden leider häufiger erlebe.
Sie kommt dann als sogennante Objektivität daher und ist doch im Grunde nichts anderes als menschliches Versagen.
Sie macht mich immer sehr betroffen.
Eine Unfähigkeit die Gefühlsebene zuzulassen, sie ernst zu nehmen und zu thematisieren.
Damit kann man eigentlich nur verlieren.
Mich zum Beispiel, als Zuschauer, der tv4 meidet.
Herzlich: Zarah