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Freitag, 11. Januar 2008

Bostadsrätt exposed

Ein Arbeitskollege aus den Niederlanden, der seit sechs Jahren in Schweden lebt, hat mich heute ein wenig in die Geheimnisse des Bostadsrätt eingeführt. Er und seine Freundin sind auf der Suche nach einer neuen Wohnung um endlich von der Schwiegermutter loszukommen. In Schweden versteht man unter Bostadsrätt das Recht in einer bestimmten Immobilie wohnen zu dürfen. Ich denke, dass damit immer Wohnungen gemeint sind und keine Häuser. Anders als in Deutschland kauft man nämlich wirklich nur das Wohnrecht und nicht gleichzeitig auch Grund und Boden. Das hat den Vorteil, dass man nicht ins Grundbuch eingetragen werden muss und auch die damit verbundenen Kosten für die Auflassung einspart. Vielleicht gibt es in Schweden auch gar kein Grundbuch, keine Ahnung.

Der Nachteil an Bostadsrätt ist auf jeden Fall, dass einem die Wohnung nicht selbst gehört. Eine Art Wohnungsgenossenschaft verwaltet das ganze Haus und nach deren Pfeife muss getanzt werden. Man darf sich zwar mehr rausnehmen als in einer Mietwohnung, muss aber trotzdem viele Sachen mit der Gesellschaft abstimmen. Auch eine relativ hohe monatliche Abgabe muss entrichtet werden. Damit werden dann Kosten für Hausmeister, Winterdienst und Hausreinigung gedeckt. Die Wohnungen die über Bostadsrätt verkauft werden, gehen entweder als Festpreis oder Auktionen über den Tisch.

Mein Arbeitskollege interessiert sich für eine Wohnung im Stadtteil Årsta. Das Appartement hat 48m². Die Auktion dauert zirka eine Woche. Der Einstiegspreis liegt bei rund 1.2 Millionen SEK also in etwa 120.000 Euro. Die Versteigerung wird von einem Makler abgewickelt, der die Angebote der einzelnen Bieter (meistens telefonisch) entgegen nimmt. Wird das eigene Angebot überboten, erhält man einen Anruf und kann nachlegen. Die verschiedenen Interessenten haben untereinander keinen Kontakt. Der Meistbietende hat nach Beendigung der Auktion allerdings das Recht sich vom Makler die Liste aller Interessenten mit Kontaktdaten geben zu lassen. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass alle Gebote wirklich abgegeben wurden und die Preise nicht künstlich nach oben getrieben werden. Allerdings gibt es wohl trotzdem einige schwarze Schafe, die Freunde und Bekannte benutzen um sich "Fake-Angebote" machen zu lassen. Ist der echte Interessent nicht mehr bereit zu überbieten, kann der Makler trotzdem nach 2 Tagen anrufen und so tun, als ob der eigentliche "Meistbietende" abgesprungen ist.

Es ist davon auszugehen, dass das Appartement in Årsta für rund 1.700 000 SEK verkauft wird. Um sich so etwas leisten zu können benötigt man einen Kredit von der Bank. Vor der Auktion heißt es also, sich eine Kreditzusage abzuholen. Man geht also da hin und sagt, dass man eine Wohnung ersteigern will. Die Bank schaut ob man bereits andere Kredit am Laufen oder irgendwelche Schulden hat. Ist alles in Ordnung erhält man die Zustimmung bis in Höhe von xxx SEK mitbieten zu dürfen, so ähnlich wie bei Zwangsversteigerungen. Oft wird man vom Makler gefragt, wie hoch man mitbieten darf. Das sollte man immer für sich behalten und einfach sagen: "Das werden sie im Verlauf der Auktion mitbekommen".

Ist man der glückliche Gewinner, gibt es zunächst die erste Zahlungsrunde bei der eine Anzahlung geleistet werden muss. Die eigene Bank überweist die Anzahlung zum Termin auf das Konto des Maklers. Von dem Betrag werden die Maklergebühren entnommen. Der Restbetrag wird etwas später bezahlt. Dafür treffen sich Verkäufer, Makler und Käufer meistens in der Bank des Käufers um alle Papiere zu unterschreiben und das Geld zu transferieren. Anschließend ist es üblich, das Käufer und Makler/Verkäufer zur Wohnung fahren und eine Übergabe machen.

Im Übrigen kann die Wohnungsgenossenschaft einen Käufer auch ablehnen. Ich hatte das so verstanden, dass die Wohnungsgenossenschaft selbst eine Art Schufaauskunft einholt und schaut, ob der neue Besitzer in der Vergangenheit irgendwelchen Probleme gemacht hat. Allerdings habe ich nicht verstanden, was passiert wenn der Meistbietende von der Genossenschaft abgelehnt wird. Die Höhe der monatlichen Abgaben liegt für die angesprochene Wohnung bei rund 2.500 SEK und damit unter dem was hier genannt wurde. Dazu kommen dann eben noch die monatlichen Kreditraten. Damit macht Bostadsrätt für mich nur begrenzt Sinn. Umgerechnet 180.000 Euro für eine 48m² Wohnung hinzulegen, in der man nicht der eigene Herr ist und jeden Monat 250 Euro Nebenkosten zahlen muss, ist nicht gerade ein Schnäppchen.

1 Kommentar:

  1. Ich sollte vielleicht der Vollständigkeit halber anmerken, dass die Abgabe für ein Bostadsrätt anscheinend mit der Fläche der Wohnung zusammenhängt. Die in meinem Artikel als Beispiel angegebene Wohnung hatte 80 m², so dass der Preis wohl deswegen etwas höher war.

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